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Experimentelle Archäologie

Eine Reise in die Vergangenheit, zu den Wurzeln unserer Kultur macht Spass. Auch an der Nordseeküste gibt es viele verblüffende Dinge aus den letzten zeitausend Jahren zu entdecken. Das machen wir nicht nur am Schreibtisch sondern mit einem besonderen Angebot auch mit Experimenten.
Die Experimentelle Archäologie ist ein beleibtes Thema geworen, viele Museen bieten dazu Beispiel an. Eine sehr gute Zusammenstellung ist auf der webseite vom Berliner Museum Düppel zu finden: http//www.dueppel.de

Wir in Iffens bieten eine Praxiskurs über die historische Entwicklung der Küste und über die Siedlungskultur an der Marschküste an.

Themenübersicht für fünf Nachmittage (je 4 Stunden):

Erster Termin:
1. Eine Sammlung alter Landkarten wird vorgestellt. Das Gebiet der Umweltstation wird erkennbar.
2. Zwei Bodenprofile auf der Wiese der Umweltstation werden gesäubert und interpretiert.
Eine Fläche wurde 1555 eingedeicht, die andere, 50 m entfernt, wurde 1721 eingedeicht.
3. Mit dem Bohrstab wird an drei Stellen bis 2,50 m Tiefe gebohrt.
4. Der Salzgehalt der Bodenschichten wird bestimmt.
5. In einem Versuchsbecken werden Wasserströmungen und das Sedimentationsverhalten von Sand und von Ton untersucht.

Zweiter Termin:
Auf dem Gelände aussendeichs bei Beckmannsfeld werden die Bedingungen für eine menschliche Siedlung untersucht. (Mit dem mobilen Freilandlabor der Umweltstation).
6. Ökosystemfaktoren
7. natürliche Entwicklungen im Wattenmeer
8. Vorteile und Nachteile für die ersten Siedler

Dritter Termin
9. Darstellung der Tidedynamik, Fluthöhe, Wellenauflauf mit den Modellen in der Umweltstation
10. Sodenstechen, Sodentransport und Wurtbau auf der Wiese.
11. Aufsetzen eines Gulfrahmens und eine Flechtwerkwand herstellen.
12. Werkstoffe und Baustoffe (Backstein, Muschelkalk, Reit etc)

Vierter Termin
13. Trinkwasser (Zisterne bauen)und Herdfeuer (Brennstoffe ausprobieren)
14. Nahrung: Fisch, Enten, Gerste, Graupen, Bier, usw. (Kochen und probieren)
15. Vorteile und Nachteile der grossen Eindeichungen: Reichtum / Malaria, Knickmarsch etc Knickschicht ausgraben

Fünfter Termin
16. Burgen und Kriege am Jadebusen. Peilung und Wege im Freiland ausprobieren.
17. Alte Quellen durchsehen. Geschichsforschung und die ungelösten Fragen.
18. Rüstringer Heimatbund und historische Küstenforschung (Portraits mit Dias).


Eindeichungen in unserem Gebiet Das Forschungsgebiet befindet sich im Raum Beckmannsfeld am Jadebusen.
Dort gab es eine Karlsburg, zu der wir im letzten Jahr Führungen gemacht haben:

Die Karlsburg im Jadebusen.

Vortrag und Führung im Aussengelände bei Beckmannsfeld

Das Gebiet des heutigen Beckmannsfeld hat eine wechselvolle Geschichte.
Vor 1000 n Chr. war es Randgebiet des großen Moores, das an der Stelle des heutigen Jadebusens lag. Das Moor wurde als Trinkwasserspeicher, als Brennmaterial und später (1000 bis 1400 n Chr) zur Kochsalzgewinnung intensiv genutzt. Das Gebiet war dicht besiedelt und es gab am Südrand der Marsch (südlich von Eckwarden) bekannte Dörfer, zum Beispiel Aldessen, Eckwarderbrügge und Wiske.
In die abgetorften Flächen brach jetzt nicht nur die Jade ein, sondern auch das Fahrwasser zur Weser (Heete) wurde so breit, daß es einen breiten Seitenarm mit starker Stömung ausbildete (Ahne, etwa 1350 n Chr). Ein Teil der festen Marschkante wurde dadurch weggespült.
Wohnplätze und Dörfer, wie auch das jetzt erst bei Baggerarbeiten 500 Meter südlich von Beckmannsfeld freigelegte, wurden gefährdet und aufgegeben. Butjadingen war aber nur kurze Zeit eine richtige Insel. Die Herrscher im Binnenland (Bremen und Oldenburg) brauchten eine feste Landverbindung und so wurden die westlichen Weserarme (Lockfleth und Ahne) durchdeicht (etwa 1450).
Für die Flächen in Stollhamm und Beckmannsfeld begnn nun eine neue Epoche: Die tiefen Stömungsrinnen verlandeten schnell und schlickten so hoch auf, daß sie für eine Landgewinnung durch Eindeichung attraktiv waren. Die Oldenburger Grafen erweiterten damit ihre Besitztümer erheblich. (zum Beispiel 1555 den Hayenschloot).
In dieser Zeit wurde das Leben der Einwohner Butjadingens mehr durch die Feudalgrafen als durch die Hochwasser, Seuchen oder harten Winter bedroht. So wurden 1514, 1519 und 1520 fast alle Butjadinger Friesen (Freisassen, d.h. frei Niedergelassene) erschlagen oder vertrieben. Die Grafen nahmen alles Bewegliche mit nach Bremen und Oldenburg, leider auch alle Bücher, Kulturgegenstände und sogar auch Baumaterialien. Deswegen haben wir heute kaum Quellen über die Siedlungen vor dieser Zeit.
Doch die Küstenmarsch ist sehr fruchtbar und so wurde sie schnell wieder besiedelt. An einem alten Übergang über die Heete, einer Furt durch die Wasserstrasse zur Weser, entstand das neue Dorf Stollhamm, 1500 n Chr erstmals urkundlich belegt.
Bei Beckmannsfeld wurden auf Anweisung der neuen Grafen Grodenflächen zu früh eingedeicht, die also noch zu wenig aufgewachsen waren, und die einen schweren Erddeich noch nicht tragen konnten. Deswegen kam es hier immer wieder zu Deichbrüchen, mit nachfolgenden Ein- und Ausdeichungen.


Aus der Nordwest Zeitung 6.8.2004 Seite 29 von Jens Milde

Friesenkunde in der Butjadinger Sauna

Ferienpass: Kinder erfahren "wie die Friesen Wohnten" - Spannende Infos von Dr. Wolfgang Meiners

Die Praxis kam auf der Umweltstation nicht zu kurz. Mit einem Bohrer beförderten die Kinder Erde aus dreieinhalb Meter Tiefe zutage.
VON JENS MILDE
IFFENS/NORDENHAM - Was hätte man an diesem Tag nicht alles machen können? Im Wasser planschen. Ein Eis essen. Eine Radtour mit Freunden. Nichts von alledem interessiert die mehr als 20 Kinder, die sich gestern Nachmittag in der Umweltstation Iffens versammelt haben. Auf dem Dachboden haben sie sich im Kreis zusammengehockt. Die Sonne scheint unbarmherzig und verwandelt den Raum in eine Sauna Geschichtsunterricht an einem herrlichen Sommertag.
Man mag es kaum glauben, aber die Jungen und Mädchen sind begeistert und wissbegierig. Dr. Wolfgang Meiners, der Leiter der Umweltstation, erzählt den Ferienpasskindern aus Nordenham und Butjadingen,wie die Friesen wohnten. Und er macht das so kindgerecht, so spannend und interessant, dass die Gedanken an alternative und vermeintlich vergnüglichere Beschäftigungen schnell verflogen sind.

Die Kinder hängen Wolfgang Meiners an den Lippen. Sie erfahren etwas über die Dachkonstruktionen der friesischen Häuser. Und welcher Ort eignet sich dafür besser als die Umweltstation in Iffens? Das Haus, in dem Wolfgang Meiners aufgewachsen ist, wurde 1873 gebaut, und es wurde so gebaut, wie es die Friesen seit Jahrhunderten gemacht haben. , Das Dach, erklärt der Doktor bleibt erhalten, auch wenn Sturmfluten die Wände zerstören. Wolfgang Meiners erklärt die Konstruktion. 50 Maurer und bis zu 70 Zimmerleute haben früher an ein solchen Haus gearbeitet.
Außerdem erfahren die Kinder, dass es früher keine Wände zwischen dem Wohngebäude und dem Stall gab. Und das hatte im Winter durchaus Vorteile. So eine Kuh produziert nämlich Wärme, so viel wie ein elektrischer Heizofen.
Auch der kurze Streifzug durch die Geschichte des Deichbaus, angereichert mit Beispielen an einem Modell, weckte bei den Kindern Interesse. Zudem erklärte Wolfgang Meiners die Vorteile und Nachteile des Lebens in unmittelbarer Näher zum Meer. Das Land war fruchtbar, Fische und Zugvögel boten ein reiches Nahrungsangebot. Und die Bedingungen für die Schafhaltung waren ideal.
Natürlich beschränkte sich das Angebot, das Wolfgang Meiners für den Rüstringer Heimatbund auf die Beine gestellt hatte, nicht auf die blanke Theorie. Die Jungen und Mädchen durften auch selbst Hand anlegen. Mit einem Bohrer förderten sie Erde aus bis zu dreieinhalb Metern Tiefe zutage und erfuhren auf diese Weise Wissenswertes über die verschiedenen Bodenschichten. Keine Frage, der Ausflug in die Archäologie war eine spannende Sache für die Kinder. Und Schwimmen gehen kann man schließlich auch morgen noch.


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