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Aus dem "Jugendaktionsbuch Natur und Umwelt" einige Anleitungen, die wir in Iffens entwickelt haben und mit denen wir immer noch viel Spaß bei unseren Kursen haben:
Das Fahrradio (Kraftradio)
Das Iffenser Angelspiel
Lesen in der Baumscheibe
Die Gleichgewicht-Balancescheibe


Kraftradio

Einem Menschen im Durchschnittshaushalt wird über
die Steckdose die Leistung von atwa 20 Menschen geliefert.
Deswegen hat die Energieversorgung auch immer recht,
die überstimmen uns einfach.

Viele Leute glauben, es sei in Deutschland verboten, elektrische Energie selbst zu machen. Sie benutzen trotzdem ein Auto mit einer Lichtmaschine und ein Fahrrad mit Dynamo, also Stromquellen, die nicht an Elektrizitätswerke angeschlossen sind.

In Deutschland besteht ein öffentliches Handelsmonopol der Elektrizitätsgesellschaften. So ein Monopol, wie es bis vor kurzem für Streichhölzer bestand, haben heute noch viele Nahverkehrsunternehmen. Der Vorteil des Monopols ist, daß eine Konkurrenz gesetzlich verboten ist.
Der Nachteil für die Monopolinhaber ist jedoch, daß sie die Versorgung mit Strom, Streichhölzern, Transportmitteln nach Möglichkeit sicherstellen müssen. Natürlich fällt mal der Strom aus oder die Busse fahren wegen Glatteis nicht; aber das sollte nur selten passieren. Für den eigenen Bedarf dürfen wir Strom selber machen, wir dürfen ihn jedoch nicht an andere verkaufen. Sehr viel Geld sparen wir nicht, wenn wir unseren Haushaltsstrom selber machen, denn wir haben eine Anschlußpflicht an das öffentliche Stromnetz und müssen einen festen Grundpreis zahlen, egal ob wir Strom verbrauchen oder nicht. Dieser Grundpreis macht bei durchschnittlichen Haushalten etwa die Hälfte der Gesamtstromrechnung aus.

Lest eure Stromrechnung, die einmal im Jahr kommt, genau durch: Ihr seht, wieviel Strom (oder besser gesagt: Energie in Kilowattstunden) verbraucht wurde, ihr findet den Preis für diese Energiemenge und dann sind die festen "Grundkosten" aufgeführt. Berechnet, wie sich der Gesamtbetrag der Stromrechnung verändern würde, wenn ihr nur die Hälfte der Energiemenge verbraucht hättet.

Durch diese Art der Strompreisberechnung werden wir nicht zum Sparen , angeregt. Weil wir mit elektrischer Energie nicht verschwenderisch umgehen dürfen (Waldsterben, Radioaktivität, Energievorräte), sind aber andere Abrechnungsarten unbedingt nötig.

Strom erkennen wir mit unseren Sinnen nicht direkt, sondern immer nur an den Wirkungen: an der Wärme, am Licht, an der Motorkraft oder daran, daß ein technisches Gerät "läuft". Im Alltag benutzen wir sehr viele technische Geräte, die mit Elektrizität betrieben werden - und von vielen wissen wir nichts darüber, wie und warum sie funktionieren. Wer aber seine Geräte nicht kennt,ist ihnen ausgeliefert.
Schauen wir uns daher einmal näher an, wie unser kleines Elektrizitätswerk am Fahrrad funktioniert.

die Schaltung Der Dynamo ist ein Generator, der Strom erzeugen soll. Dieser wird über einen geschlossenen Stromkreis mit Fahrradchassis und Zuleitungskabel zu einem "Verbraucher", nämlich der Lampe (Glühbirne), transportiert.
Der Dynamo liefert eine Wechselspannung, die abhängig von seiner Drehzahl ist. Wenn der Dynamo steht, wird kein Strom erzeugt, die Glühbirne in der Lampe leuchtet nicht.
Bei schneller Fahrt auf dem Fahrrad liefert der Dynamo etwa 6 Volt Spannung und genug Energie für 4 Glühbirnen.
Der Dynamostrom kann aber auch für viele andere einfache Experimente benutzt werden: zum Betrieb einer elektrischen Klingel, eines Summers oder eines (alten!) Lautsprechers; nach Gleichrichten der Wechselspannung zum Betrieb eines Radios oder Gleichstrommotors.

Als Beispiel wollen wir den Betrieb eines Radios mit dem Fahrraddynamo beschreiben.
Du brauchst dazu ein Fahrrad mit Dynamo, einen Lötkolben, Lötzinn, Zuleitungskabel, 4 Dioden, einen Kon densator und ein Taschenradio mit Batterien, möglichst eines mit 6 Volt Spannungsbedarf. (z. B. 4 Batterien mit je 1,5 Volt).
Die Batterien nehmt ihr aus dem Radio heraus und lötet an die Batteriekontakte, die zur Radioschaltung führen, einen längeren Schaltdraht an.
Vom Fahrrad ausgehend, verbindet ihr einen Schaltdraht mit dem Kontakt- stecker des Dynamos und einen zwei ten mit der Gehäuseverschraubung oder der Schelle, mit der der Dynamoans Fahrrad festgeschraubt ist. Dieses Kabel muß leitenden Kontakt mit dem Fahrradmetallrahmen haben.

Zwei Kabel kommen nun vom Fahrrad, und zwei führen zum Radio. Würdet ihr diese verbinden, gäbe es im Radio nur Geknatter, denn der Dynamo liefert Wechselstrom, und das Radio benötigt Gleichstrom.
Wir müssen also einen Gleichrichter dazwischensetzen. Für die Schaltung der vier Dioden und des Kondensators schaut euch das Schaltbild genau an und baut es genauso zusammen, wie wir es aufgezeichnet haben. Achtet auf der Gleichstromseite auf die richtige Polung für euer Radio.

Wenn Ihr nun den Fahrradreifen dreht, also den Dynamo antreibt, wird euer Radio Musik machen - falls ihr den richtigen Sender eingestellt habt.
Die nötigen Bauteile für diese Schaltung bekommt ihr in einem Elektronikfachhandel, sie kosten etwa 4,- DM. Sagt beim Einkauf, was ihr mit diesen Bauteilen vorhabt, dann bekommt ihr die richtigen Dimensionierungen. Fragt auch - falls nötig - nach einem Merkblatt für richtiges Löten. Falls ihr keinen Lötkundigen in der Bekanntschaft habt und nicht sicher seid, ob die Lötstelle gut geworden ist, wird euch der Elektronikhändler sicher gern helfen.

Ihr könnt über das Fahrradradio nun während der Fahrt Musik hören (dabei die Glühlampe aber nicht abklemmen). Aber noch andere Aktionen sind mit solch einem "Kraftradio" möglich:
Bei einem Infostand über Energieer zeugung und Energieverbrauch könnt ihr solch ein Fahrrad für interessierte Besucher hinstellen. Dafür solltet ihr den Dynamo an das Hinterrad montieren und das ganze Fahrrad so aufbokken, daß man auf dem Sattel sitzen und treten kann.

Größere Radios haben einen höheren Stromverbrauch. Dazu könnt ihr zwei Dynamos an das Hinterrad bauen und die Dynamokontakte miteinander verbinden. Das ist dann schon ein kleines Serienkraftwerk.

In einer größeren Gruppe haben wir mit dem Kraftradio einen Wettbewerb gemacht:
Jeweils 6 Personen bekamen ein Fahrrad, ein Radio ohne Batterien und eine Schachtel mit dem nötigen Kleinmaterial. Auf ein Startzeichen hin durften alle Sechser-Gruppen gleichzeitig mit dem Bau beginnen, und die Schnellste konnte seinen Erfolg akustisch mit dem laut spielenden Radio melden.

Wettbewerbe solcher Art sollen aber keine Konkurrenz in der Gruppe fördern, sondern im Gegenteil dabei helfen, über die Erlebnisse beim Wettbewerb zu sprechen.
mehr Spaß beim Radfahren Besprecht also gemeinsam, wie es euch gefallen hat:
Wer kannte sich aus? Wer hat geholfen?
Welche Arbeitsschritte waren nötig Wie schwer waren die einzelnen Arbeitsschritte?
Optimale Verteilung der Arbeit? WER konnte WAS am besten? Ergaben sich Konflikte?
- technische oder persönliche Wurde zufällig oder planmäßig gearbeitet?
! Wer führte?
War die Beratung (die Gruppenleitung) - optimistisch, konstruktiv oder pessimistisch - resigniert?
Welche Assoziationen wurden geäußert?
Wurde gelacht?
Welche (hoffentlich harmlosen) Verletzungen ergaben sich?
Wodurch? Welche Stimmung herrschte beim Ertönen der Musik? Welche danach?
Das Ende war akustisch.
Welche Sinne: wurden noch gefordert?
Welche Fühlerlebnisse ergaben sich? - Materialien, Geräte etc.
Was war zu riechen?
- Flußmittel des Lötzinns, Kollophonium


angeln in iffens

Angeln

Ein Spiel
Mache den langweüigen Bestimmungsschlüssel der Wirbellosen des Süßwassers interessanter durch ein Angelspiel! Schneide aus Pappe so viele Kärtchen in der Form von Wassertropfen aus, wie Tiere im Bestimmungsschlüssel vorhanden sind. Mache zwei Kopien vom Bestimmungsschlüssel und schneide alle Tiere in doppelter Ausführung aus und klebe sie auf Vorder- und Rückseite eines Tropfens.

Jetzt schneide mit Hilfe einer Blechschere aus einer alten Dose etwa einen halben cm breite und einen cm lange Streifen. Knicke diese dann in der Mitte, lege einen Wassertropfen mit Tier in die Mitte und schlage die Metallstücke mit dem Hammer platt.

Beklebe einen Schuhkarton mit Wassermotiven und laß die Wasser- tropfen-Tiere darin "schwimmen". Mit einem kleinen Magnet kannst du die Tierchen angeln und anhand des Bestimmungsschlüssels bestimmen. So lernst du schnell, wie die Tierchen aussehen, und draußen geht das Bestimmen schneller und sicherer.

In der Naturschutzgruppe könnt ihr auch die Tiere angeln, nach Gewässergüte sortieren und bestimmten Bachabschnitten zuordnen - oder Ihr könnt danach den Gewässer zustand einschätzen.

Auch Erwachsene haben da oft eine Nachhilfe nötig. Für die Experten unter euch ist dieses Angeln auch nicht langweilig: Angelt mal drei Tiere und beratet dann gemeinsam, ob diese drei gleichzeitig in einem Wassertropfen auftreten können, und aus welchem Gewässer sie kommen könnten.

Mit vier oder fünf Tieren ergibt sich die Frage, welches der Tiere zuerst stirbt.

Da fällt die Antwort auch einem Fachbiologen schwer.


Baumscheiben

Kalifornien (USA) ist ein Land für Rekord-Bäume: Dort steht der älteste noch lebende Baum der Welt. Eine Grannenkiefer, die 4600 Jahre alt ist. (Wie lange gibt es den Menschen?) Auch der größte vermessene Baum steht dort: Er hat 111,6 Meter Höhe und 13,41 Meter Umfang.

Bäume werden alt - oft uralt

Hättest du gedacht, daß der Baum, auf den du hinaufkletterst, älter als deine Oma oder gar Ur-Oma sein kann? 100 Jahre sind für eine Eiche nicht viel, und eine Linde kann 500 oder gar 1000 Jahre alt werden, wenn man sie nicht vorher fällt. Und das Tolle an diesen alten Wesen ist, daß man noch immer um sie herumtollen, auf sie hinaufklettern, ihre Früchte und Blätter sammeln, eine Schaukel an ihnen aufhängen und sich in ihrem Schatten ausruhen kann, obwohl sie schon so alt sind.

Frag doch mal die Bäume, wie alt sie sind, und was sie alles in ihrem langen Leben durchgemacht haben. Du kannst es leicht herausfinden, denn ein Baum wächst nicht nur in die Höhe, sondern er wird auch jedes Jahr ein bißchen dicker. Jahr für Jahr bildet er außen, direkt unter der Rinde, einen neuen Jahrring aus. War es ein gutes Jahr, so konnte er viel wachsen und der Jahrring ist besonders dick - war es ein schlechtes, so ist er entsprechend dünner.

Finde nun heraus, wie dick der Baum ist.
Das geht leicht, indem du ein Bandmaß oder eine Schnur um den Baumstamm legst und den Umfang des Baumes mißt. Du kannst auch deine Arme dazu nehmen, wenn du vorher deine Armspanne ermittelst. Pro Jahr nimmt ein Baum zwischen 2 und 3 cm an Umfang zu. Dies ist ein grober Schätzwert, denn nicht alle Bäume wachsen gleich schnell. Teile nun den Umfang des Baumes durch 2 und 3, und du erhältst das ungefähre Alter des Baumes.

Beispiel: Umfang = 200 cm, 200: 2 = 100 Jahre 200: 3 - 66 Jahre. Unser Baum ist zwischen 66 und 100 Jahre alt.

Wir können nun in den Wald gehen und alle Bäume fragen, wie alt sie sind. Interessant ist dieses Fragespiel auch auf alten Friedhöfen oder Kirchplätzen. Die Linde dort wurde wahrscheinlich gepflanzt, als die Kirche gebaut wurde. Anhand der Grabsteine oder einer Inschrift in der Kirche kannst du herausfinden, wann das gewesen ist.

Jahresringe Der Baum kann dir aber noch mehr sagen.
Besorge dir beim Förster oder Wald arbeiter ein paar Baumscheiben, möglichst von verschiedenen Bäumen; vielleicht auch von einigen, die krank waren oder durch den sauren Regen geschädigt. Du kannst nun ganz einfach das Alter des Baumes bestimmen, indem du die Jahrringe zählst.

1 . Trockne die Baumscheiben. Am besten geht das, wenn du sie an einem warmen Ort an der Luft trocknen läßt. Wenn das Holz sehr naß ist, kann es mehrere Wochen dauern.
2. Damit du die Jahrringe gut erkennen kannst, muß das Holz geschliffen werden. Gehe damit zum Schreiner und frage ihn, ob er mit seinem Bandschleifgerät die Scheibe glattschleift.
Sonst mußt du mit grobem Schmirgelpapier vorschleifen. Zum Nachschleifen besorge dir ein feines Schmirgelpapier, und nun schmirgle, bis du die Spuren von der Maschine oder vom groben Papier nicht mehr siehst.
3. Nimm einen Lappen und poliere die Fläche. Besonders schön wird sie, wenn du mit fettiger Schafwolle (ungewaschen) oder Leinöl polierst.

Die Jahrringe treten jetzt ganz deutlich als abwechselndes Muster von hellen und dunklen Ringen hervor. Bäume haben verschiedene Jahrringmuster. Manche haben wunderschöne Zeichnungen zwischen den Jahrringen, z.B. Ulme, Esche und Eiche.

Mit einer Lupe kannst du die Jahrringe noch genauer beobachten. Nadelbäume haben andere Jahrringe als Laubbäume. Breite Jahrringe zeigen, daß die Bedingungen für den Baum gut waren, schmale Jahrringe zeigen schlechte Jahre an. Viele Bäume zeigen in den letzten 30-40 Jahren ein deutlich vermindertes Wachstum.
Umweltverschmutzung ist der Grund dafür.

Versuche an verschiedenen Baumscheiben das Muster der Jahrringbreiten zu vergleichen. Dazu reicht es, die Verhältnisse der Jahrringe zueinander aufzuschreiben.
Ihr notiert also ein +, wenn der folgende jüngere Jahrring dicker ist als der vorhergehende ältere, ein -, wenn er dünner ist, ein - -, wenn er viel dünner ist, und ein O, wenn kein Unterschied zu erkennen ist. Das geht mit einer Lupe und gutem Augenmaß sehr schnell. Versucht auch die Wetterseite des Baumes zu finden (falls er eine hat). An ihr sind die Jahrringmuster in den Verhältnissen gleich, der Zuwachs (die absolute Dicke der Ringe) ist jedoch geringer.

Findet ihr an einer Baumscheibe alte Ereignisse wieder? Kalte Winter, trockene Sommer? Gute Jahre? Fragt eure Eltern, Großeltern und den Förster nach solchen extremen Wetterbedingungen. Eine Baumscheibe könnt ihr auch mit Datumschildern an den entsprechenden Jahrringen versehen, die besondere Ereignisse wiedergeben: 1912 gepflanzt, 1914-18 erster Weltkrieg, 19?? Mutters, Vaters Geburtsjahr, 1939-45 zweiter Weltkrieg, 1965 Straße geteert, 19?? eigenes Geburtsjahr usw.

Wenn ihr Baumscheiben aus einem Industriebereich oder auch aus der Abwindfahne eurer Ölheizung habt, könnt ihr an dem mangelnden Zuwachs durch die Schadstoffe in der Luft sehr gut zeigen, wie Bäume heute belastet werden.

Für eure Ausstellung zum Thema Saurer Regen und für Aktionen zum Thema Waldschutz geben Baumscheiben viele Anstöße zum Nachdenken.


Die Gleichgewicht - Balancescheibe

Diese Anleitung ist nicht in das Jugendaktionsbuch gerutscht, sie passt aber gut zu diesen Anleitungen. Wir haben den Text nur als Handschrift und Zeichnungen verteilt. :














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