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Chembridge ist 1972 veröffentlicht in:

H. Weisz, Ein chemisches Kartenspiel, Chemie für Labor und Betrieb (1972) 295
und H. Weisz, A chemical game of cards Anal. Chim. Acta 61 325 (1972)

Von der Firma Merck wurden einige Kartenspiele gedruckt.
Mit der freundlichen Genehmigung des Autors kann ich hier das wirklich spielenswerte CHEMBRIDGE der Netz-öffentlichkeit zur Verfügung stellen.

Ein „chemisches Kartenspiel"

Von Prof. Dr. Herbert Weisz
Chemisches Laboratorium der Universität Freiburg i. Br.

Spielkarten sind Symbole.
Kartenspiele sind mehr oder weniger komplexe Systeme, durch welche den einzelnen Symbolen - also Spielkarten - unterschiedliche Werte und unterschiedliche Kräfte (Spielstärken) im Verhalten zueinander zugeordnet werden.
Atomzeichen sind gleichfalls Symbole.
Den einzelnen Elementen kann bequem ein Wert gemäß der Spannungsreihe der Metalle zugeordnet werden. Ihre Kräfte sind gegeben durch ihre Reaktionsweisen, durch ihr chemisches Verhalten zueinander. Dem bei Kartenspielen üblichen Stechen, Schlagen, Erobern entspricht das Fällen von Niederschlägen.
Hier jedoch ist das System nicht vom Menschen ersonnen, sondern naturgegeben, den Substanzen inhärent und jedem Chemiker wohl bekannt. Auf Grund solcher Überlegungen wurde „Chembridge 'entwickelt.
Dieses Spiel kann sowohl für Unterrichtszwecke verwendet, sicherlich jedoch auch zum bloßen Vergnügen gespielt werden.

Die Spielregeln

Das Spiel wird von 4 Spielern gespielt (Nord, Süd, West, Ost), je zwei von ihnen bilden ein Team (N + S, W + O). Alle 32 Karten werden benötigt. Jeder Spieler erhält 8 Karten.

Die generelle Idee des Spiels:
Jener Spieler, welcher einen Niederschlag erzeugt, ist dessen Besitzer und kann ihn am Ende der Runde entnehmen. Er kann auch die anderen Niederschläge dergleichen Art dieser Runde nehmen (z. B.: Sulfate, Chloride, Sulfide, Hydroxide). Falls ein bereits gefällter Niederschlag durch Hinzufügen eines geeigneten Reagenzes umgefällt, bzw. umgeformt wird, dann gehört er dem Spieler, welcher ihn endgültig umgeformt hat.

Beispiel: Ag ... HCl... H2S

Der Niederschlag gehört jenem Spieler, welcher die Sulfid-Karte hinzugefügt und damit den Niederschlag AgCl in Ag2S umgewandelt hat.
In einer Runde können natürlich auch zwei verschiedene Spieler je eine Metallkarte erobern.

Beispiel: Ag ... HCl... H2SO4 ... Ba.

Ag gehört jenem Spieler, welcher HCl gespielt hat, Ba in diesem Falle dem, der die Ba-Karte abwarf, da ja erst dann der entsprechende Niederschlag entstand.

Ein bereits gebildeter Niederschlag kann auch wieder aufgelöst werden; in diesem Falle gehört die entsprechende Metallkarte keinem der Spieler. Sie geht am Ende der Runde in den Ausguß *. Das gleiche geschieht mit den Metallkarten, die ungefällt geblieben sind.

Beispiele von Kartenfolgen: Ag ... HCl ...NH3

Fe ... NH3 ... HCl

Al ... NH3 ...KOH

As ...H2S...KOH

Cd... H2S ...Ox

Der Spieler, welcher die Karten ausgeteilt hat, beginnt. Von dann ab spielt immer jener Spieler aus, welcher den letzten Niederschlag während der vorhergehenden Runde erhalten hat. Falls kein Spieler einen Niederschlag erhielt, begint der jeweils nächste.

Die Lösung im Becherglas (wie der Tisch hier bezeichnet sein mag)muß als neutral betrachtet werden (oder vielleicht besser gesagt: als gerade ebenso sauer wie nötig um die Fällung von Metallen zu vermeiden). Eine Säure-Karte (HCl, H2SO 4) macht das Medium sauer, eine Basen-Karte (KOH, NH3, Na2CO3) macht es alkalisch (oder ammonialkalisch). Immer die jeweils letzte Karte ist für den pH-Wert verantwortlich. Das bedeutet: KOH gefolgt von HCl ergibt nicht etwa eine neutrale, sondern saure Reaktion; folgerichtig ergibt HCl gefolgt von KOH alkalisches Medium im Becherglas . Daraus folgt auch, daß 2 Säure-Karten oder 2 Basen-Karten dieselbe Wirkung haben wie nur jeweils eine davon.

Einige zusätzliche Annahmen müssen gemacht werden:

OX  kann oxidieren:
Mn2+ zu Mn04 -
S2- zu S04 2-
Cr3+ zu Cr04 2-
und alle Metalle zur jeweils höheren Werteigkeitsstufe.

KOH fällt nicht Pb, Zn, Al, Sb, Sn.

NH3 kann nicht fällen Ag, Cu, Cd, Zn.

* die Metalle aus dem Ausguss werden selbstverständlich dem Recycling zugeführt, so daß sie im nächsten Spiel wiederverwendet werden können.

Beispiel
In der Tabelle ist ein Spielverlauf als Beispiel beschrieben.
Nord möge hier mit dem Ausspielen in der ersten Runde beginnen. Der gemäß den weiter oben erwähnten Regeln jeweils Ausspielende ist zum leichteren Verständnis mit einem Punkt bezeichnet. Es ist zu beachten, daß - wie bei allen anderen Kartenspielen auch - in der Reihenfolge N - O- S- W abgespielt wird. Das heißt also, daß etwa in der 3. Runde unseres Beispiels zunächst Süd spielt, gefolgt von West, Nord und schließlich Ost. Am Ende des Spieles (8 Runden) werden die jeweils von einem Team (N + S, 0 + W) gewonnenen Metall-Karten gezählt.

Ag, Hg 5 Punkte
Cu, Bi, As, Sb 4 Punkte
Pb, Cd, Sn, Co, Ni, Fe, Cr, Zn 3 Punkte
Mn, Al 2 Punkte
Ca, Sr, Ba 1 Punkt

Zusätzliche Punkte werden jenem Team gegeben, welches eine der folgenden Gruppen komplett erobert hat:

Ag, Pb, Hg zusätzlich 7 das sind zusammen 20 Punkte
Cu, Cd, Bi zusätzlich 9 das sind zusammen 20 Punkte
As, Sb, Sn zusätzlich 9 das sind zusammen 20 Punkte
Co, Ni, Mn, Fe, Cr zusätzlich 11 das sind zusammen 25 Punkte
Al, Zu zusätzlich 5 das sind zusammen 10 Punkte
Ca, Sr, Ba zusätzlich 7 das sind zusammen 10 Punkte

Runde Nord Ost Süd West Bemerkungen
 
1 Cd H2S OX Pb W erhält Pb als PbSO4
2 Ni Zn Na2CO3 Ca S erhält Ni, Zn und Ca
3 Sr OX Cr KOH Ost oxidiert Cr zu Cr(IV) und dieses
fällt mit Sr aus.
Daher erhält Ost Sr und Cr
4 Hg HCl Ag NH3 Nord erhält Hg.
AgCl wurde mit NH3 aufgelöst
5 Mn NH3 As Bi Ost erhält Mn und Bi
6 Co Ba H2SO4 Al Süd erhält Ba.
Co und Al bleiben ungefällt
7 KOH H2SO4 Fe Cu Kein Niederschlag
8 HCl Sn Sb H2S Ost erhält Sn und Sb
(gleichartiger Niederschlag)

In unserem Beispiel sähe also die Bilanz folgendermaßen aus:
Das Team N + S hat erobert: Hg, Ni, Zn, Ca, Ba = 13 Punkte.

Das Team W+ 0 hat erobert: Sr, Cr, Mn, Bi, Pb, Sn, Sb = 20 Punkte.

Somit hat W + 0 gewonnen. Keine der beiden Parteien konnte zusätzliche Punkte erobern. Es ist zu beachten, daß sieben Metalle überhaupt verlorengingen.

Die Regeln können natürlich vielfältig variiert werden. Der Verfasser würde es begrüßen, wenn er Mitteilungen über Erfahrungen mit diesem Kartenspiel erhielte.

Spielkarten
Hier sind die vier Bögen mit jeweils acht Spielkarten.
Beim Klick darauf wird der einzelne Bogen vergrössert.
In der Mitte ist der Spiel - Titel und die Rückseite der Karten wiedergegeben.



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