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Regionale Chemie:

Dr. Wolfgang Meiners 28.1.2009
Ein neues Konzept für mehr Spaß am Chemieunterricht
Die Lehrpläne und Lehrbücher des schulischen Chemieunterrichtes orientieren sich an einem Leitfaden durch die Chemie, der standortneutral ist.
Zur Vermittlung der Kernthemen sind auch Beispiele mit Stoffen aus dem persönlichen Erfahrungsbereich der Schüler zu verwenden. So wird in vielen neueren Chemie - Lehrbüchern der chemische Alltag als Kontext genutzt. Ein sehr gutes Beispiel dazu ist Chemie im Kontext

Das hier beschriebene Konzept der regionalen Chemie erweitet den persönlichen Kontext auf die Produktions- und Verarbeitungsbetriebe in der Nachbarschaft der Schule. Dabei geht es nicht um die Kooperation mit einem (oder wenigen) Betrieben, sondern um die Nutzung aller chemischer Praxis im Umfeld der Schüler.
Es ergeben sich also regionale maßgeschneiderte Themen, die sich auf das Umfeld einer definierten Bildungseinrichtung beziehen.

Die Nutzung der Stoffbeispiele aus dem direkten Umfeld der Schule und der Elternhäuser hat einige Vorteile:

Den Schülern sind Firmenname und ggf. Betrieb bekannt
Die Eltern können etwas zu den Betrieben erklären.
Chemische Namen und Begriffe sind aus Gesprächen bekannt
Freunde arbeiten in dem Betrieb
Der Betrieb ist als späterer Ausbildungs- und Arbeitsplatz interessant
Chemische Aktivitäten werden als vertraut empfunden,
Vor der Chemie in der Nachbarschaft besteht weniger Angst
Die Motivation geht leichter
Die Betriebe können bei der Materialbeschaffung helfen
Auszubildende aus den Betrieben können fallweise im Unterricht helfen
Firmenbesuche sind besser vorbereitet
Medien der Betriebe können genutzt werden (z.B. Film zur alten Zinkhütte)

Das Umfeld der Schule Am Luisenhof (im Norden von Nordenham, zwischen den Ortsteilen Blexen und Einswarden)
ist mit chemischen Produktionen reich ausgestattet:

Regionaler Betrieb     Beispiele chemischer Stoffe und Themen
Kronos Titan Schwefelsäure, Titandioxid, Eisensulfat
Xstrata Zink, Metalle, Elektrochemie
Fischerei Fisch und Fischöl, Seewasser
Landwirtschaft Milch, Butter, Käse, Äpfel, Apfelsaft
Weserblei Blei, Bleioxid, Silber
Aerotec Aluminium, Natronlauge
Klöckner-Möller Kunststoffe, Thermoplaste, Duroplaste
Motorenbau Kupfer
eon Atomreaktor
Baumarkt Werkstoffe im Bauen und Wohnen
Krankenhaus Medizinchemie
Feuerwehren Gefahrstoffklassen (FTZ, GWG)
Küste Seewasser, Schiffbau

Weitere Betriebe, als Exkursionsziel etwa 45 min entfernt,
sind zum Beispiel

Nynaber in Loxsted        Seifen, Ester
Arcelor in Vegesack Eisenhütte, Stahl
Fettraffinerie in Brake Fett, Wasserstoff
Chemring in Bremerhaven Pyrotechnik

Die allgemeine Alltagschemie ist vom Ort unabhängig:

In den Haushalten :     die klassische Chemie im Haushalt und Hobby
sowie die Überallthemen : Luft und Wasser
generelle Themen: Arbeitsplanung,
Prozesskontrolle,
Arbeitsschutz,
Sicherheit,
Umweltschutz

Einige Beispiele für Versuche zur Regionalen Chemie

Stoffe      Versuche, z.B.:
Titandioxid, Eisensulfat Tempera -Pigmentfarbe
Eisenbestimmung photometrisch
Verwendung von Schwefelsäure
Zink, Metalle, Elektrochemie Verzinken von Kupfer, Bildung von Messing
Verwendung von Zink Korrosionsschutz.
Wasserstoffbildung
Herstellung von Schwefelsäure
Fisch und Fischöl Leuchtbakterien
Fette
Milch Gerinnung,
Biuretreaktion,
Zuckernachweis,
Salze
Blei Bleinadeln PbCl2
Dichtemessung,
Bleiakku
Kunststoffe, Thermoplaste, Duroplaste Schmelzversuch
Lösemittel, Reinigungsmittel
Beilstein - PVC
Verschweißen von Tennisbällen
Aluminium Reaktion mit Natronlauge
Korrosion nach Hg-kontakt
Kupfer Kupfersulfat, Zementieren
Kristallwasser
Äpfel Säuren,
Zuckernachweis,
Konservierung mit Ascorbinsäure

Mit dieser reichhaltigen Palette an Stoffen, Versuchen und Themen haben wir mit RainerSogemeyer für den Chemieunterricht an der Schule Am Luisenhof ( HS und auch RS) ein lehrplankonformes Programm gestaltet.

Das Grundprinzip ist auch anderswo zu machen:

Wesentliche Bausteine für die Regionale Chemie


Das Projekt umfasst vier Teilbereiche, die den klassischen Rahmen des Lehrplans und der verwendeten Chemielehrbücher ergänzen bzw. ersetzen:

1. Schülerversuche mit Stoffen und Reaktionen der Regionalen Chemie

26 vorbereitete Schülerversuche für jeweils 10 Arbeitsgruppen
Die Arbeitsanleitungen werden hier später abrufbar sein.
Demonstrationsversuche für Lehrer
Medienverzeichnis zu den Themen und Versuchen

2. Lehrerfortbildung

Viele chemische Stoffe oder Produkte in der Region sind nicht in der Ausbildung der Schulen und Hochschulen berücksichtigt worden. Deswegen ist eine Fortbildung für Chemielehrer zu empfehlen:
4 Lehrer mit Chemie im Nebenfach werden in 20 Zeitstunden (5Blöcke) mit einem schulerfahrenen Chemielehrer und einem Fachchemiker Experimente im Labor der Umweltstation Iffens machen. Da Programm dazu wird hier später abrufbar sein .
Aspekte:
Ergänzende Stoffchemie
Produktionsabläufe
Verfahrenschemie
Ökobilanzen
Demonstrationsversuche
Schulerversuche
Fachdidaktische Besonderheiten

3. Betriebsbesuche

In kleinen Gruppen ( max. 6 Personen) besuchen Lehrende der Chemie in der HS und RS die Betriebe der Nachbarschaft.

Aspekte:

Kontakt mit Vertretern des Betriebes
Kennenlernen der Produktion
Chemietechnik
Stoffströme
Fragen an Experten
Praktikumplätze
Möglichkeit eines Besuches mit Schülern (WPK)
Späterer Arbeitsplatz für Schüler

4. Informationen:

Es geht um die Präsenz der breiten chemische Realität, nicht um die Kooperation mit wenigen (einem) Betrieb.
Eine Mappe liegt im Chemieraum und enthält Informationsmaterial und die Titelseiten der Internetauftritte aller chemischer Produktions- und Verarbeitungsbetriebe in der Nachbarschaft.
Einige Betriebe haben Schulungsmaterial das sie für Fremdfirmen bereit halten.
Die Bereicherungen, mit industrie-internem Material Schulunterricht zu machen, habe ich im BUND - Lehrerservice beschrieben.

In dieser Materialsammlung sind auch Fallstudien zu Unfällen oder Problemen enthalten.
Es soll deutlich werden, wie Probleme gelöst werden können, und wie sich Technik und Philosophie im Arbeitsschutz, Sicherheitsdenken und Umweltschutz verändern und entwickeln.


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