Rost ist uns sehr vertraut, besonders weil wir ihn oft als störend empfinden. Wenn unser Fahrrad verrostet ist das ein Zeichen für schlechte Pflege oder für schlechtes Material. Rost begleitet unser Leben als Symbol für Verfall und Vergänglichkeit. Wir tun dem Rost dabei etwas Unrecht, denn "rostrot" ist eine schöne Farbe, und wer Rost schon mal unter der Lupe angeschaut hat kann abenteuerliche "Wüstenlandschaften" entdecken. Rost ist das chemische Produkt der Reaktion von Eisen mit Sauerstoff. Wenn wir rotbraune Farbe herstellen wollen, ist die Reaktion von Eisen mit Sauerstoff zu Rost durchaus erwünscht. Wenn wir aber ein Fass aus dem Werkstoff Eisen benutzen, dann bedeutet dieselbe Reaktion, daß uns etwas von dem Werkstoff verloren geht und das Fass seine Funktion (nämlich dicht zu sein) nicht mehr erfüllt. In diesem, in der Technik schlechten Fall nennen wir die Reaktion von Eisen mit Sauerstoff "KORROSION". Das ist auch der Oberbegriff für die unerwünschte Zersetzung aller metallischer Werkstoffe (Kupfer, Aluminium etc) Es gibt Stoffe, die Metalle viel schneller zersetzen können, als der Luftsauerstoff alleine. Diese werden als gefährliche Stoffe mit der Klasse 8 "corrosive" bezeichnet. Weil auch unsere Haut ein Werkstoff ist, der unter diesen corrosiven Stoffen leidet, nennen wir die Wirkung auf deutsch auch "Ätzen". Im deutschen Gefahrstoffsymbol sind deswegen zwei Teile enthalten. Bei der Verätzung von Fischen durch Abwässer (Dünnsäure vgl. Säure) sprechen wir gerne von "Krankheiten", ohne die Ursache der Verätzung zuerst zu nennen. Zeichnung Kl 8 Liste der Versuche: 1. Korrosion im Vergleich Drei Metalle in sieben Flüssigkeiten 2. Korrosion in Farbe Die geknickten Nägel 3. Rost unter der Lupe Gips und Dosenblech 4. Laugenbrezel Geschmackvolles Modell für Hautverätzungen 5. Stahlwolle Oxidation und Formel 6. Elektrochemie Im Geld ist Spannung 7. Grünspan Historisches Kupfer Versuch 1 Korrosion im Vergleich Drei Metalle in sieben verschiedenen Lösungen Geräte und Materialien: Drei Reagensglasständer mit jeweils 8 Reagensgläsern Reagensglasklammer Gasbrenner Eisennägel Aluminiumstangen oder Schrauben Kupferdraht (Abschnitte aus Elektrokabel) Regenwasser Leitungswasser abgekocht (wieder kalt) Seewasser gesättigte Kochsalzlösung verd. Salzsäure (10 % ig) verd. Natronlauge (10 %ig) Essigsäure (10 %ig) Arbeitsanleitung Gib jeweils einen Eisennagel in die acht Reagensgläser des ersten Ständers. In die Gläser des zweiten Ständers die Aluminiumstücke und acht Kupferdrahtabschnitte in die Gläser des dritten Ständers. Du hast nun drei Reihen mit jeweils acht Reagensgläsern. Fülle in die drei ersten Gläser der Reihen Regenwasser ein, soviel, dass der Nagel gerade bedeckt ist. In die zweiten Gläser fülle Leitungswasser ein, in die dritten Gläser Seewasser usw. die achten Gläser der Reihen bleiben ohne Lösung, sie dienen zum Vergleich. Was geschieht mit den Werkstoffen in den Lösungen? Beobachte zunächst die Entwicklung in der ersten Stunde. Dann erhitze die Lösungen mit den Werkstoffen darin im Busenbrenner zum Sieden. Nutze dazu den Reagensglashalter und beachte, dass keine Lösungen auf Personen spritzen können. Manche Flüssigkeiten können "überkochen", lege ein Handtuch bereit, ziehe einen Laborkittel an und trage unbedingt eine Schutzbrille !! Trage deine Beobachtungen in die Tabellen ein: Eisen in: sofort nach 2 min nach 15 min nach 1 Stunde Regenwasser Leitungswasser Seewasser ges. Kochsalzlösung verd. Salzsäure verd. Natronlauge Essigsäure Aluminium in: sofort nach 2 min nach 15 min nach 1 Stunde Regenwasser Leitungswasser Seewasser ges. Kochsalzlösung verd. Salzsäure verd. Natronlauge Essigsäure Kupfer in: sofort nach 2 min nach 15 min nach 1 Stunde Regenwasser Leitungswasser Seewasser ges. Kochsalzlösung verd. Salzsäure verd. Natronlauge Essigsäure Versuch 2 Korrosion in Farbe Die geknickten Nägel Geräte und Materialien 10 Petrischalen 200 ml Becherglas 2 Bechergläser 100 ml Brenner, Dreibein, Ceranplatte Spatel Overheadprojektor blanke Eisennägel verzinkte Eisennägel Zinkgranalien Kupfersulfatlösung Agar Agar Phenolphthalein K3 Fe (III) (CN)6 (fest) Kochsalz Arbeitsanleitung: Bereite zunächst einige Nägel vor, an denen du die Korrosion erkennen kannst: a) Je zwei Nägel ohne Behandlung b) je zwei Nägel, die in der Mitte mehrfach gebogen wurden c) je zwei Nägel, die in eine Zinkgranalie gestochen sind (Granalie auf Holzunterlage legen, dann mit einem Hammer den spitzen Nagel hindurchschlagen.) d) je zwei verzinkte Nägel, die geknickt wurden. e) je zwei Nägel, die einige Minuten zur Hälfte in eine Kupfersulfatlösung getaucht worden sind. Bereite eine Agar-lösung mit Farbindikatoren: Schlämme 4 g Agar-Agar Pulver in 200 ml Leitungswasser auf und erhitze bis zum Kochen. Gebe dann eine Spatelspitze K3 Fe (III) (CN)6 und drei Tropfen Phenolphthaleinlösung dazu. Teile dann die Lösung in gleiche Teile zu je 100 ml auf. Zu einer Teillösung gebe etwa 5 g Kochsalz, die andere bleibt unverändert. Du kannst so die Wirkung von Salzwasser mit der Wirkung von Trinkwasser vergleichen. Stelle zwei Reihen mit jeweils 5 Petrischalen auf und Verteile jeweils eine Lösung auf eine Reihe. Lege nun in jede Schale jeweils einen der fünf unterschiedlich behandelten Nägel in die Mitte hinein. Weil die Agarlösung bald erstarrt, müssen die Nägel schnell dazugegeben werden. Stelle die durchsichtigen Petrischalen auf einen Overhaedprojektor. Dann ist besonders schön zu sehen, was geschieht. Dort wo Eisen als Ion in Lösung geht reagiert es mit dem Blutlaugensalz zu Berliner Blau. Das Phenolphthalein zeigt uns an, wo sich ein Hydroxid bildet. Versuch 3 Rost unter der Lupe Gips (Teil 1) und Dosenblech (Teil 2) Teil 1 Korrosion in Gips Geräte und Materialien Zwei Petrischalen Gips Eisennägel "Gipskartonschrauben" Wasser Trockenschrank oder warmer Platz Arbeitsanleitung Fülle eine Petrischalen mit trockenem Gips. In die andere fülle Gips ein und feuchte ihn an, so dass er mit dem Wasser einen zähen Brei bildet. Lege in beide Schalen jeweils einen Eisennagel und Gipsschraube hinein. Stelle die Schalen an einen etwa 50 °C warmen Ort (Heizung oder Trockenschrank). Betrachte das Ergebnis nach einer Stunde unter der Lupe. Auswertung Beschreibe den Effekt. Was ist die Ursache dafür? Teil 2. Blechdosen Geräte und Materialien Blechdose mit Naht Blechschere verd. Salzsäure (10 %ig) Seewasser 2 Petrischalen Schmirgelpapier Arbeitsanleitung Putze die Nahtstelle der Blechdose (Innenseite) mit feinem Schmirgelpapier blank Blech flach legen. Schneide zwei Streifen von dem Blech herunter, ca. 2 cm breit, die die Nahtstelle etwa in der Mitte haben. Lege in jeweils eine Petrischale eine Blechprobe. Gieße über eine Probe Seewasser, über die zweite die verdünnte Salzsäure. Beobachte zunächst etwa 15 Minuten, was geschieht, dann schaue unter der Lupe nach. Auswertung Beschreibe den Effekt. Was ist die Ursache dafür? Versuch 4 Laugenbrezel Ein geschmackvolles Modell für Hautverätzungen Korrosion in heißer Lauge Geräte und Materialien Mehl Wasser und Hefe für einen Hefeteig 600 ml Becherglas "Kaisers Natron" Kochsalz Zwei Esslöffel Dreibein, Brenner, Ceranplatte oder Heizplatte Backblech mit Backpapier oder Haferflocken Backofen (oder Trockenschrank) 150 °C Arbeitsanleitung Hefeteig kalt am Vortag ansetzen. Mehrere kleine Teigkugeln formen. 600 ml Becherglas (hoch) mit 150 ml Wasser füllen, Ein Esslöffel voll "Kaisers Natron" und einen halben Teelöffel Kochsalz dazugeben. Die Lösung zum kochen bringen. Tauche in diese Lösung vorsichtig mit Hilfe der Esslöffel einen Teigball ein. Zunächst wird er in der kochenden Lösung verschwinden, dann nach etwa einer Minute aber wieder aufschwimmen. Nimm ihn dann mit den Esslöffeln wieder heraus und lege ihn auf das Backblech (Backpapier oder Haferflocken darunter). Nachdem alle Teigbälle in der Lauge angeätzt wurden schiebe das Blech in den vorgeheizten Backofen oder notfalls in den Trockenschrank. Bei 150 °C ca. 20 min backen. Bewerte das Backwerk danach und probiere das Ergebnis. Was geschieht und warum? Ist die Oberfläche der fertig gebackenen Laugenbrezeln wirklich alkalisch? Dies ist ein Modell für die Modell für die Verätzung der Haut Versuch 5 Stahlwolle Oxidation und Formeln Geräte und Materialien Gasbrenner, Dreibein, Tondreieck Stahlwolle Waage großer Glühtiegel Wunderkerzen Korundscheibe Arbeitsanleitung Anders als beim Rosten kann die Oxidation der Eisens (die Reaktion von Sauerstoff mit Eisen) schnell verlaufen und die Energie dabei als Glut sichtbar sein. Gib Stahlwolle in einen Glühtiegel und wiege beides mit der Waage auf mindestens 0.1 Gramm genau. Dann verbrenne die Stahlwolle, indem du den Tiegel auf dem Brenner zur Rotglut bringst. Dabei entzündet sich die Stahlwolle, die Verbrennungsglut ist gut zu sehen. Lasse nach der Reaktion abkühlen und wiege den Tiegel mit Inhalt erneut. Trage in die Tabelle ein: Masse von Tiegel und Stahlwolle vor der Reaktion: nach der Reaktion: Differenz: Welche Formel hat das entstandene Eisenoxid? theoretisch ist FeO , Fe203 oder Fe304 möglich. Bei diesem Versuch kannst du einen typischen "Schmiedegeruch" wahrnehmen. Den Geruch kennst du von Wunderkerzen und von der Trennscheibe, die Eisen zerteilt. In beiden Fällen werden unter Funkenerscheinung Eisenoxide gebildet. Versuch 6 Elektrochemisches Potential Im Geld ist Spannung Geräte und Materialien Zwei Äpfel oder Seewasser mit Kleister Geldmünzen oder Stifte aus verschiedenen Metallen feines Schmirgelpapier mV - Meter 5 Kabel mit Bananensteckern und 8 Krokodilklemmen Kleines Radio (3 V) Arbeitsanleitung Wenn Metalle korrodieren fließt dabei ein elektrischer Strom. Diesen Strom können wir nutzen, die Spannungen sind messbar. Nimm zwei Geldmünzen aus verschiedenen Metallen und schmirgel sie mit dem feinen Schmirgelpapier blank. Stecke sie so in den einen Apfel, dass noch 5 mm vom Geldstück herausschaut. Klemme die Krokodilklemmen an die Münzen und verbinde die Elektroden mit dem Messgerät. Stelle dieses auf den Messbereich mV ein. Lies den Messwert nach etwa einer halben Minute ab und trage den Wert in die Tabelle ein. Nimm nun verschiedene Kombinationen von Münzen. Welche Spannungen sind zu messen? Münze 1 Münze 2 Spannung Mit mehreren Äpfeln ist eine Serienschaltung zu machen, dabei addieren sich die Spannungen. Versuche das Radio zu betreiben. Zeichne die Kombination auf, mit der du das Radio mehr als ein Rauschen produzierte: + Pol - Pol Wenn du keine Äpfel hast, kannst du als Elektrolyt auch Seewasser nehmen, das durch einen Kleisterzusatz (Tapetenkleister) am starken Durchmischen gehindert ist. (Die Matallionen werden dadurch gebremst und Elektrolyse verhindert.) Versuch 7 Grünspan Historisches Kupfer Geräte und Materialien Kupferrohrstücke "Essig Essenz" 200 ml Becherglas, hoch Proben von Kupferaccetat und anderen Kupfersalzen Lupe Nachweis für Accetat Arbeitsanleitung Alte Kirchendächer wie zum Beispiel der "Hamburger Michel" wurden mit Kupfer abgedeckt. Sie haben heute die typisch grüne Färbung. Bei Kupfer in Wind und Wetter scheint also nicht das rotbraune Kupferoxid das Ergebnis der Korrosion zu sein. Was ist es dann? Fülle das 200 ml Becherglas mit etwa 100 ml Essigsäure. Stelle ein Stück Kupferrohr in die Essigsäure, so dass es noch zur Hälfte herausschaut. Es bildet sich ein Kupfersalz weil Kupfer in der Säure korrodiert. Vergleiche die Farbe des mit den Kupfersalzproben. Achtung! Kupfersalze sind giftig. Hautkontakt vermeiden! Das "Vitriol" von dem Wilhelm Busch schreibt ist Kupfersulfat. Es wird im Weinbau als Gift gegen Schädlinge verwendet. Kratze von dem korrodierten Kupferrohr etwas Salz ab. Mache die chemische Nachweisreaktion auf Accetate nach der Vorschrift. Querverweise Elektrochemie Auto-Akkumulator andere Batterien, (Name ?) Korrosion an anderen Metallen: Silber, Zink, Messing, Blechdosen mit Lötnaht Korrosionsschutz Mennige, Emaille, Epoxide Metalloberflächen Halogenlampe, Transportreaktionen Altern von Plastikmaterialien Haltbarkeit Verträglichkeit von Chemikalien Fallstudien Unfälle mit der Ursache in der Korrosion Elektrochemie bei Zahnmetallen Texte dazu ? Food contact legislation Opferanode Foto, Bericht Stromkabel in der Ostsee Fragen 1. Welche der vier Bedingungen müssen erfüllt sein, damit eine Korrosion stattfinden kann ? a. Sauerstoffzutritt b Wasser oder Feuchtigkeit c zwei verschiedene Metalle oder Metallstrukturen d leitende Verbindung zwischen den beiden Metalle in Punkt c 2. Warum verrosten Autos in der Sahara nicht ? 3. Was bedeutet ELOXAL ? 4. Warum fault Holz im Salzwasser nicht ? 5. Die Fässer mit Giftgasen und Munition aus dem Krieg rosten in der Ostsee langsam durch. Warum rosten sie in der Nordsee viel schneller? 6. Wenn man verzinkte Dachrinnen hat, soll man keine Bleiverkleidung um Dachabschlüsse machen, halten die Bleiverkleidungen etwa nicht ? 7. Wie verhindern die "Antifoulings" an Schiffsrümpfen die Korrosion ? 8. Warum bildet sich Grünspan auf Kupfer nicht in Wohnzimmern? 9. Sind Kunststoffbehälter gegen Umwelteinflüsse stabiler, weil sie nicht rosten können? 10. Sind die Worte Korrosion und rasieren miteinander verwand? Antworten: