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    Kurzfassung zu einem Vortrag von Wolfgang Meiners ,1996
    mehrfach gehalten in Schulen und Kirchengruppen.
    Mit Dias und Plakaten.

    KLIMAKATASTROPHE ?

    1. Schlagworte

    Diskussion und Denken werden von Schlagworten beherrscht. Prägnante Begriffe aus den Schlagzeilen der Presse:

    Treibhauseffekt
    Meeresspiegelanstieg
    Wärmetod
    Sommersmog
    Ozonkiller
    etc

    2. Einordnen des Problems

    Wenn wir über ein Thema sehr viel reden können, dann gibt es offensichtlich viele Meinungen oder viele Mißverständnisse über dieses Thema. Untersuchen wir also zunächst das Umfeld der „Klimakatastrophe“. Dazu möchte ich einen vielleicht unerwarteten Standpunkt einnehmen:

    2.1. Die eigentliche Katastrophe

    Die Dramatik der Klimaveränderung als einzelnes und globales Problem gibt es nur auf dem Papier. Pressewirksame Schlagworte vernebeln die tatsächlichen Sachverhalte.
    Manchmal beschreiben Schlagworte eine Situation sehr gut, also schlagfertig. Bei der Klimadiskussion werden sie aber ihrer Doppeldeutigkeit gerecht, sie erschlagen das eigentliche Problem. Und dieser Effekt ist die grosse Katastophe beim Klimaproblem.

    Wir beeinflussen mit unseren (industriellen) Aktivitäten durchaus das Klima, aber die Art und Weise, wie wir darüber reden und damit umgehen zeigt eine verblüffende umweltpolitische Ignoranz oder sogar bewusste Irreführung.

    Erinnern wir uns zunächst an einige Grundregeln der Ökologie und bewerten wir dann das Klimaproblem neu.

    2.2. Ökosysteme

    Seit einigen Jahren haben wir Denkweisen und Begriffe, um die Vorgänge in Ökosystemen einigermaßen gut zu beschreiben.
    Viele Erkenntnisse und Kenntnisse über Ökosysteme sind alt und in verschiedenen Philosophien oder auch in der Bibel enthalten. Die Ökologie als Wissenschaft hat den Verdienst, das alte Wissen so zu strukturieren, daß wir es für die Bewältigung der aktuellen heutigen Probleme anwenden können.

    Ein Beispiel: Die Ökologie / Ökonomie - Diskussion

    2.3. Spielregeln der Herrschaft des Menschen

    Ein sehr altes Problem ist die Art, wie sich Menschen miteinander und in der Natur benehmen. Als Ideal ist der integrative Weg beschrieben, bei dem der Mensch als Teil der Schöpfung und im Einklang mit der Natur lebt. Im Kontrast dazu steht der Mensch als Herrscher über Natur und über andere Menschen.

    In den Ordnungstrukturen unserer Gesellschaftsformen haben wir sehr viele unterschiedliche Gesetze, Gebote, Regeln und Normen um einen zu zerstörerischen Herrschaftsanspruch einzugrenzen. Die Bibel mit altem und neuen Testament hat dies in unserem christlichen Abendland versucht, - mit nicht sehr viel Erfolg wie es die Geschichte zeigt.

    2.4. Fehlentwicklungen

    Auch Normen und Religionen können mißbraucht werden. Herrschaftsansprüche mit ihren Auswirkungen haben in der Geschichte viele Mitmenschen und viel Natur zerstört.
    Kriege und „Völkerwanderungen“ veränderten und verändern Europa, die Toten wurden selten gezählt. In Spanien, Italien und Jugoslawien wurden Wälder großflächig abgeholzt. Die Kornkammern Nordafrikas habe sich in Wüsten verwandelt. Wir haben Amerika „erobert“ und „entdeckt“, ohne alle Zerstörungen von Natur und Ureinwohnern zu nennen.

    2.5. Grenzen

    In unserer neuzeitlichen Gesellschaft hat sich offensichtlich nicht die Qualität sondern nur die Quantität der Zerstörung geändert. Der Fortschritt zeigt plötzlich Grenzen:

    Eine Neutronenbombe kann in einem Tag soviele Menschen töten, wie der ganze Dreißigjährige Krieg. Wir haben heute schon Waffen, um 600 Milliarden Menschen zu töten, uns fehlen irgendwie noch die Menschen dazu.

    Bodenschätze sind begrenzt, Wasser wird ungenießbar, Böden verwehen, Wälder sind abgeholzt und Pfanzenarten wie Tierarten werden ausgerottet. Nahrungsmittel sind bleiverseucht.
    Und unser Klima macht uns Sorgen.

    2.6. Auswege ?

    Heute versuchen wir mit relativ wenigen Gruppen in unserem Lande das gewohnte Denken und Handeln, mit dem wir in diese Krise geraten sind zu ändern.
    Etwa 4 % unserer Mitbürger sind in Umweltverbänden, in Kirchengruppen, in Bürgerinitiativen, in Gesprächskreisen, in der Wirtschaft oder in der Politik bemüht, dem „Umdenken“ den Boden zu bereiten.
    Auch wir heute Abend handeln in diesem Sinne.

    Die meisten Entscheidungsträger und „die allgemeine Gesellschaft“ macht aber nicht mit. Das Beispiel „Klimakatastrophe“ zeigt, wie diese Diskussion benutzt wird, um von den Ursachen der Probleme abzulenken, um die Konsumgewohnheiten nicht hinterfragen zu müssen und um ein Alibi für ungehinderte Fortsetzung der Zerstörung zu haben.

    2.7. Bestandsaufnahme

    Eine Inventur der Schäden und Gefährdungen, die wir mit unserer Lebensweise angerichtet haben ist nötig. Durch viele regionale Erfahrungen können wir oft die Art, die Ursache und den Mechanismus der Überlastung und Zerstörung gut beschreiben.
    In der Ökologie nutzen wir dazu ein Matrixdenken, bei dem wir viele Effekte gleichzeitig bewerten.

    Die Umwelterziehung soll uns in vernetztem Denken schulen und Handlungsmöglichkeiten einüben. Ein Einzelthema, zu Beispiel „Klima“ wird also immer im Kontext mit allen anderen Einflüssen unseren Handelns gesehen.

    Im Gegensatz dazu haben wir in Politik und Presse die Gewohnheit, Themen nur punktuell zu sehen und Gedanken nur linear zu entwickeln. Folgerichtig ist auch immer nur ein einzelnes Umweltproblem in der Presse „hochgekocht“:
    Waldsterben, Klimakatastrophe, Ersticken im Müll, Verseuchung durch Chemiekalien, Atomunfälle, Hormone im Fleisch usw.

    3. Das Thema Luft / Klima

    Bisher habe ich die allgemeine Umweltsituation beschrieben. Die Aussagen sind für alle speziellen Probleme nahezu gleich. Warum ist dann also das „Klima“ ein so ergiebiges Thema um uns Sorgen zu machen? Was ist an diesem Problem anders als bei den anderen Bedrohungen und Zerstörungen, die unsere Lebensweise anrichten? Es ist ja auch nicht das Klima allgemein, sondern im Wesentlichen das globale Klima, über das wir so gerne reden.

    Weil ich die Vorgeschichte der Thematik kenne, bin ich mißtrauisch geworden:

    3.1. Historie

    Rückblick auf 1975. Vor 20 Jahren waren mein Kenntnisse aus Vorlesungen und aus der Literatur über die drei Bereiche CO2 , Ozon und Ursachen:

    · CO2 Konzentrationsanstieg in der Reinluftmessstation Schauinsland
    · Pufferung der CO2 Konzentration durch die See / Weltmeere
    · Regionalklima in Dunstglocken und Inversionswetterlagen
    · Kohlenstoff- und Sauerstofbilanz durch fossile Brennstoffe
    · Treibhaus oder Abkühlung durch CO2 .
    · Ozonbilanz in Stratosphäre, Filterwirkung für UV Stahlung
    · Aufstiegszeit der „Ozonkiller“ ist etwa 8 Jahren
    · Ozon am Boden hieß damals „Smog“, Ergebnisse aus vielen Smoggebieten
    · Bronchialerkrankungen in London untersucht.
    · Ursachen der Luftverschmutzung bei Industrie, Verkehr und Haushalt
    · Wirkung von Vulkanausbrüchen und natürlichen Emissionen waren nicht genauer bekannt als heute.

    Seitdem ist viel Zeit vergangen und viel ist geredet worden. Einige gute Beispiele für Entschwefelungen oder DENOX-Anlagen in der Industrie gibt es.
    Sonst wurde wenig getan. Aber was ist denn in der langen Zeit so prinzipiell schief gegangen, daß wir offensichtlich immer noch „am Rande der „globalen Klimakatastrophe“ stehen.

    Die Probleme der Luftverschmutzung sind im allgemeinen Spektrum unser persönlichen Belastungen und Zerstörungen in unserer Umwelt nicht besonders auffällig. Aus rein technischer Sicht ist die unmittelbare Gefahr durch Fehlernährung und Allergie oder durch den Mißbrauch von Trinkwasser vielleicht viel dramatischer als die Klimaveränderung.

    Klimakatatsrophe ist also dann vielleicht der Teil, der für das Ganze steht, der erste Schritt auf unserem Weg aus der Sackgasse?
    Weit gefehlt, denn die Erfolglosigkeit mit dem allgemeinen Umweltschutz ist kein Zufall oder keine eigendynamische Entwicklung. Verwirrungen und Irrwege sind von unseren politisch Verantwortlichen gewollt und von unserem Wählervolk sanktioniert. Dazu ist die globale „Klimakatastrophe“ ideal geeignet. Aber warum kann gerade dieses Thema so gut mißbraucht werden?

    Zunächst möchte ich fünf Beispielen einige Fakten und meine Einschätzungen zeigen:

    3.2. Grosse Irrwege ( 1 )

    Die Atomforscher in Jülich wurden wegen der nicht realisierbaren Illusionen über die Atomkraftwerke fast arbeitslos. Deswegen wurde für diese Atomeinrichtungen neue Aufgaben gesucht. Ihnen wurde die alternative Energieforschung übergeben und auch zum Klima fand sich eine Fragestellung: Der „Treibhauseffekt" war geboren.
    Dabei ging es den Politikern als Auftraggeber und den Atomexperten im Wesentlichen darum, die Atomenergie zu rechtfertigen. Die späteren Zeitungsanzeigenkampagne der Atomwirtschaft beweisen das deutlich.

    Zu Beginn der CO2 Diskussion stand nicht fest, ob duch die Erhöhung der CO2 Konzentration in der Atmosphäre eine Aufheizung oder eine Abkühlung zu erwarten ist. Auch war die Pufferkapazität der Weltmeere nicht berechnet. Die Datenlage war und ist heute noch schlecht.
    Wir wissen wenig über globale Temperaturschwankungen, über Ursachen der Eiszeiten oder der Verschiebung von Klimazonen. Selbst der Golfstom, der unsere europäisches Klima so entscheidened beeinflusst ist uns immer noch ein Rätsel, wir sind noch nicht viel schlauer, als die alte Bauernregel vom Siebenschläfer.

    Die Studien über den Treibhauseffekt zeigen ihren Sinn, wenn wir die (politischen) Konsequenzen betrachten:

    Die Atomenergie macht Reklame für sich,
    Stromsparen, Blockheizkraft, Solartechnik werden so halbherzig gefördert, als gäbe es die Klimadiskussion nicht.
    Aluminiumverschwendung, Glühfadenlampen und Elektroheizung sind weiterhin kaum beeinträchtigt.
    Die Klimakonferenzen fordern immer von den anderen Regierungen Taten. Die Versprechungen bleiben oft uneingelöst („Entschwefeln statt Schwafeln“).

    Nochmals zur Atomenergie, denn sie hat auf das Klima einen erheblichen Einfluß, auch wenn das verschwiegen werden soll: Regional wird der Wärmehaushalt verändert (Abwärme) und global wirken die radioaktiven Isotope als Reaktionsauslöser (Radikalstarter) bei den bekannten Smogreaktionen.

    3.3. Grosse Irrwege ( 2 )

    Der Individualverkehr mit dem PKW ist in den letzten Jahren immer noch massiv gefördert worden, die Bundesbahn/DB wurde gezielt demontiert. Zwar verbrauchen wir pro Km weniger Treibstoff, die Fahrleistung ist aber gestiegen. Der „Katalysator“ ist ein Alibi, solange wir kein Tempolimit haben. Die Herstellungskosten und die geringe Lebensdauer der neuen PKW zeigen den enormen Material und Energieaufwand, den wir dem Auto opfern. Benzin ist nicht etwa „Bleifrei“ wie viele meinen und Benzol- oder Napthalinzusätze im Treibstoff sind eine vorsätzliche Vergiftung unserer Mitbürger.

    Für den LKW-Verkehr haben sich andere Exzesse entwickelt. Zum Beispiel werden Strassen und Tunnel gebaut, damit die schweren LKW Baumaterial für den Tropenparc aus NL nach Tossens bringen können und damit der Sand für den Deichbau aus dem Binnenland kommen kann.

    Auch der Flugverkehr mit seinem enormen Schadstoffausstoß wird entscheidungspolitisch nicht angetastet. Die Ausreden und Entschuldigungen in der JET - Gesellschaft sind vielfältig. Manche glauben sogar, ein Jet-Urlaub im Entwicklungsland sei eine Art von Entwicklungshilfe.

    3.4. Grosse Irrwege ( 3 )

    In Industriebetrieben sind viele Schadstoffemissionen inzwischen verringert. Entschwefelung und DENOX- Verfahren wurden eingerichtet, der energetische Wirkungsgrad vieler Techniken wurde verbessert. Der Weg ist richtig, aber auch hier gibt es ein Versagen der politisch Entscheidenden:

    Es gibt zu viele Produkte, die wir nicht brauchen oder die zu schnell wertlos werden. Mode, uneinheitliche Normen, Ex und Hopp - Mentalität verschwenden Material und Energie.
    Viel Mitbürger sind trotz guter Schulbildung nicht in der Lage zwischen Recycling und Mehrwegesystem zu unterscheiden.

    Produkte aus Ländern ohne Umweltschutzauflagen überschwemmen unseren Markt ungehindert zu Billigpreisen. Spielzeug, Nahrungsmittel oder Teppiche werden unter extrem menschen- und umweltschädlichen Bedingungen hergestellt.
    Das ist moralisch sehr bedenklich. Darf ich in der BRD ein Auto zum Billigpreis erwerben, das in Polen oder in Somalia geklaut wurde ? - oder nur dann wenn der ehemalige Besitzer dafür ein schlechtes Transistorradio bekommt und wenn ich die Herkunft nicht kenne ?

    3.5. Grosse Irrwege ( 4 )

    Ist das FCKW - Verbot ein Erfolg für das politische Umdenken? Es wäre einer, wenn nicht noch ein Prozent dieser Stoffe in die technischen Mischungen eingebracht werden dürften. Ausserdem kaufen wir frische FCKW in Ostblockländern und wir verkaufen unsere Altbestände als Entwicklungshilfe nach China. Für die langlebigen FCKW ist es egal, ob sie in der BRD oder an anderer Stelle unserer Welt emittiert werden.

    3.6. Grosse Irrwege ( 5 )

    Bei einer Erwärmung unserer dünnen Atmoshäre könnte der Meeresspiegel ansteigen. Die Berechnungen sind erschreckend und wir fragen wieder, wer von dieser Diskussion profitiert.

    Zum Sachverhalt ist einiges klarzustellen:
    Wenn der Nordpol schmilzt ändert sich nichts am Wasserstand. Regionale Veränderungen zeigen, wie schwer eine Messung der Wasserstandschwankungen ist. Aus den Verhältnissen der Nordsee können wir nicht auf die globale Situation hochrechnen, die Erdkruste ist in Bewegung, absolut statische Küsten sind unwahrscheinlich.

    An der deutschen Nordseeküste hat sich das Land gesenkt, in den letzten 2000 Jahren um etwa vier Meter. Manchmal einen Meter in hundert Jahren und in den letzten 25 Jahren um 16 cm. Weil unsere Flüsse aber Sedimentationsmaterial an die Küsten bringen, haben sie sich im selben Tempo aufgeschlickt (Groden = to grow up), wie der Boden absackte. Die wirtschaftliche Nutzung von Küstenregionen mit Überschwemmungshäufigkeit ist grundsätzlich problematisch. Die Bodenerträge sind verlockend hoch. Als Siedlungsgebiet bedarf es aber einer geschickten Lebensweise und einiger Techniken, um die Überflutungen zu überstehen.

    Wir zitieren heute die Flutkatastrophen in Bangladesh oder in den Nederlanden, wir haben aber auch eine eigene Tradition der Pannen beim Leben in der überflutungsgefährdeten Marsch der Nordseeküste.

    So ist der Deichbau selbst ein Denkfehler, weil er die natürliche Aufspülung der Marsch (Groden) verhindert. Das Leben auf den Wurten war sicherlich nicht sehr angenehm, doch war Butjadingen vor dem Deichbau schon dicht besiedelt. Nach der Eindeichung ist die junge Marsch ist nur relativ kurze Zeit fruchtbar, dann folgt der Knick mit der Bodenunfruchtbarkeit. Eine andere Folge der Eindeichung war die Krankheit Malaria, sie hat gerade in dieser Region eine vollständige Umschichtung der Bevölkerung gebracht.

    Ich habe diese Probleme in einer ausführlichen Studie beschrieben, sie hat den pressewirksamen Titel: „Der Mythos vom nassen Tod“.

    Nun haben wir heute Seedeiche, sie sind auch nicht mehr in Frage zu stellen. Wir sind dabei, den steigenden Wasserstand technisch zu meistern. Das Problem liegt nicht in der Technik, sondern beim Willen der Entscheidungsträger. Wir können heute in leergepumpten Seen mit einem Niveau von 6 Meter unter NN wirtschaften, oder wir können solche Seen auch nicht nutzen, das Beispiel aus dem Flevoland und Markerwaardpoldern in NL zeigen das.

    Ich will sagen, daß hier nicht die natürliche oder die technische Sachlage das wesentliche Problem ist, sondern die Entscheidung des Menschen. Die größere Unsicherheit und Willkür liegt also beim Menschen und nicht in der natürlichen Eigendynamik.

    Der Jadebusen ist technisch einfach einzudeichen, das Kriegshafengesetz, eine politische Entscheidung von 1859, verbietet es aber.
    Ein Polderdeich ist mit einfachen Panzergranaten zu zerstören, wenn ein Bösewicht das will. (Die Herstellung der Granaten sichert in Deutschland Arbeitsplätze, der Preis ist etwa 2500,- DM.)
    Bedeutet die Unberechenbarkeit der menschlichen Handlungen eine Gefahr für die Besiedlung des Polders, wird das Land bei einem terroristischen Klima aufgegeben, oder soll man lieber generell den Krieg und die Waffen abschaffen?

    Die Instandhaltung des Nordseedeiches kostet Geld. Aber das Geld ist tatsächlich vorhanden, wir entscheiden, wofür es verwendet wird:
    Wenn wir auf die überflüssige Küstenautobahn verzichten, könnten wir den gesamten Seedeich um drei Meter erhöhen. Unsere Küste wird sich in der nächsten Zeit sicherlich noch weiter senken und die Deicherhöhung wird nötig sein. Viele Deichprobleme in unserer Marsch sind dadurch zu entschärfen, daß wir die Vordeichungen der letzten Jahre wieder zurücknehmen. Ein stabiles Vorland könnte dann zu einem selbstständigen Anwachsen der Groden führen, wir hätten also einen preisgünstigen natürlichen Deichschutz als Geschenk der Nordsee.

    Ausdeichungen stehen aber gegen ein Dogma, gegen die alte Geschichte von Kampf mit dem „blanken Hans“: einmal „abgerungenes“ Land darf nicht wieder der See „geopfert“ werden. Wir werden unsere Maßstäbe im Denken eben ändern müssen.

    Bei uns führt der mögliche Meeresspiegelanstieg immer zu speziellen Lösungen für den Einzelfall, und so wird es überall an den Küsten sein. Eine generelle Katastrophe durch eine drohende Sintflut gibt es nicht.

    Die Probleme liegen also nicht tatsächlich in der möglichen Deicherhöhung, sondern in der Beseitigung der Ursachen für einen möglichen Anstieg des Wasserspiegels. Dieselben Ursachen sind für viele andere Umweltschäden ebenso verantwortlich und wir müssen uns zum Handeln entscheiden.

    4. Konsequenzen

    Was macht ein Zigarettensüchtiger, wenn er krank wird und die Gesundheitsgefahr durch das Rauchen erkannt hat? Er redet ganz viel über Probleme, die ihn nicht so sehr betreffen, und raucht kräftig weiter. - oder ?

    Die Dramatik eines nahen Untergangs treibt uns noch mehr in das Fehlverhalten, so ist der Slogan von Jugendlichen vielleicht „Galgenhumor“ : „Wer früher stirbt ist länger tod!“
    So ähnlich geht die große Mehrheit unserer Demokratie in Politik und Wirtschaft, in Konsum und Alltag mit der Klimaproblematik um. Warum denn ausgerechnet mit dem Klimathema? hatte ich gefragt, und meine Vermutung ist ganz einfach:
    Weil das Thema sehr präsent ist, wir reden vom Wetter und der Wetterbericht ist eine feste Institution der Nachrichten. Im krassen Gegensatz zu dieser Information stehen die tatsächlichen Kenntnisse, die wir über das Wetter haben. Nur wenige Menschen können Wetterkarten lesen oder Wolkenbilder deuten. Wir ziehen uns kaum wettergemäß an und mit dem Auto fahren wir als gäbe es kein Glatteis oder Nebel.

    Keine Berufsgruppe ist direkt für die Wetterauswirkungen verantwortlich, es kann also auch niemand beleidigt sein, wenn es regnet oder die Sonne scheint. Die Verursacher der Luftverschmutzung sind anonymer und nicht so gut zu fassen, wie die Verschmutzer von Wasser und Böden, wie die Verursacher von Müll und Chemikalienbelastung.

    Wenn dann lokale Wettereinflüsse doch die Verursacher zeigt (Inversionswetterlagen, Industrieschnee, Blattrandnekrosen usw), dann flüchtet die Diskussion in das globale Wetter. Dann sind endlich unzweifelhaft immer die „anderen“ Schuld.

    Aber es geht auch anders, es gibt Auswege aus diesem Dilemma.
    Die Konzepte, Vorschläge und Vorbilder sind bekannt und werden oft als „Ökologischer Umbau“ der Gesellschaft bezeichnet.

    Jeder Einzelne als Person oder als Entscheidungsträger kann etwas tun.
    Veranstaltungen wie diese können helfen, Texte, Gespräche und Vorbilder sind eine Chance.

    Als Privatperson und in der Familie können wir unsere Essgewohnheiten, unser Urlaubsverhalten, unseren Kleidungsverbrauch, das Schenken zu Weihnachten etc umstellen.
    Als Vertreter einer Institution müssen wir gängige Werte und Orientierungen überprüfen. Für die Kirchen ist zum Beispiel die Bindung der Kirchenabgabe an die Lohnsteuer sehr unglücklich. Kirchenländereien sollten nicht industriell sondern ökologisch bewirtschaftet werden.

    Bei Ausschreibungen und Angeboten hat sich eine rein preisorientiertes Bewertung durchgesetzt. Es wird nicht gefragt, warum der billigste so billig ist. Könnten nicht zumindest die Kirchen und öffentliche Auftraggeber auch soziale oder Umweltaspekte berücksichtigen?

    In der Wirtschaft gibt es eine enorme Unmoral, die viel mehr Widerspruch bewirken müßte. Aber solange gut bezahlt wird, denken wir nicht nach?

    Die Liste der guten Ratschläge ist lang und zum Glück ist es in dieser Republik auch erlaubt solche Forderungen zu stellen.

    Wir hatten immer wieder Hoffnungen mit Vorschlägen gegen die leichtsinnige Umweltzerstörung Gehör zu finden: Die „Grenzen des Wachstums“ wurden viel gelesen, „Global 2000“ war ein sehr bekanntes Buch und heute heißt die Hoffnung „Zukunftsfähiges Deutschland“ eine Übersetzung des „sustainable development“ auf unsere Probleme.
    Die Schlagworte sind neu, das Problem hat sich - noch - nicht geändert.

    Die neue „Wuppertal-Studie“ im Auftrag von BUND und Miserior nennt die Lösungen sehr klar und eindringlich. Hoffentlich lesen viele Entscheidungsträger diese Studie und ziehen ihre Lehren daraus.

    Ich selbst bin seit über 20 Jahren mit der Umweltthematik beschäftigt:: während der Studienzeit, in den Umweltverbänden, wie dem BUND hier in der Wesermarsch und in der Umweltstation Iffens.
    Mit vielen FreundInnen haben wir viele Beispiele für die erforderlichen Konsequenzen formuliert, ausprobiert und vermitteln können. Einfache Denkhilfen, komplexere Leitlinien und auch vollständige Ausbildungskonzepte (Ökoführerschein) sind dabei entstanden.

    Das Klimathema scheint sehr einfach zu sein, doch zeigt sich hinter der Fassade ein komplexes Gewirr von menschlichen Schwächen, kindlichem Trotz und verbohrter Uneinsichtigkeit. Der grosse Fortschritt hat eben noch nicht in unseren Köpfen stattgefunden.


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