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    Geheimnisvolles aus der Salzwiese

    Einige schöne Portraits zu den Pflanzen gibt es im Internet: bei wikipedia oder
    bei der Schutzstation Wattenmeer
    und auf dieser website das Andelgrodenspiel anschauen.

    Zum Aktionstag des NDR1 für den Naturschutz am 20.5.07 bot die Umweltstation Iffens eine Exkursion in die Salzwiese an.
    Ziel waren die wenigen Pflanzenarten, die mit dem Salzwasser außendeichs leben können.

    Zum Ablauf und Inhalt der Exkursion:
    Zunächst berichte ich bekanntes zur Biologie der Pflanzen und zur Bedeutung für die Vogelwelt. Unbekannt war lange Zeit, dass sehr viele Insekten und Käfer in der Salzwelt leben. Ein Blatt Papier, wenige Minuten ins Gras gelegt, zeigt die Vielfalt dieser kleinen flinken Krabbeltiere.
    Viele Neuigkeiten gibt es dann über die Nutzung der Salzwiese durch die Menschen zu hören. Schon in früher Zeit hatten die Bewohner ihren Anteil an der Wiese, danach ist das Andelgras (Andel) benannt worden.

    Als neuen Ansatz habe ich Informationen und Mythen über die Pflanzen gefunden, indem ich Anleihen bei den verbreiteteren Süßwasservarianten der Arten gemacht habe. Das ist botanisch sicherlich nicht ganz richtig, aber es gibt eine Logik, die solches rechtfertigt:
    Die ersten Besiedler der Küste kamen aus Bereichen mit Süßwasserpflanzen.
    Und sie kamen zu einer Zeit als das Wissen über Pflanzen sehr gross und durch die Kirchen noch nicht verdeckt worden war.
    Bei ähnlichen Pflanzen werden sie die Erfahrungen auf die Salzwiese übertragen haben.

    Mit diesem Blickwinkel finden sich auch viele Hinweise:
    Fast alle der Kräuter sind essbar. So wird Röhrkohl (Stranddreizack) oder in Frankreich auch Queller auf dem Markt angeboten. Weniger bekannt ist, dass von unseren Vorfahren das Löffelkraut auf See mitgenommen wurde, es ist reich an Vitamin C und verhindert Scorbut. Auch Portulak ist ein altes Gemüse.
    Zur Vorbeugung gegen Krankheit und zur Heilung sind Salzwiesenkräuter oft besser geegnet als ihre Süßwasservarianten. Zum Beispiel ist der maritime Wermut bekömmlich weil er weniger der für uns giftigen Stoffe enthält, er muss sich an diesem Standort nicht gegen Fressfeinde (zwei und vierbeinige) schützen.

     Bei Springflut am Deich, Foto: Tamara Pflanzen bergen viele Geheimnisse und Mythen, das verraten ihre Namen:
    So ist der Wermut ein Kraut der Artemis (artemisia), die bei den Römer Diana genannt wurde. Daher werden ihr große Heilkräfte zugeschrieben , nicht nur als Wermutschnaps bei zu fettem Essen. Artemisia-Arten gibt es auf allen Kontinenten und in vielen Kulturen ähneln sich die Mythen, die den Wermut als mächtige Pflanze zwischen Sonnenwendfest und Winter-weihen als Duft und Rauschmittel kennen.

    Als zweites Beispiel dieser Pflanzengeheimnisse in religiösen menschlichen Bräuchen erzähle ich vom Wegerich. Er ist der König des Weges ( Rich = Rex = König) und verbreitet sich indem er an der Schuhsohle ( plantago) haftet. In der griechischen Mythologie findet der Wegerich sich auch und hat dort einige Verbindungen zur Unterwelt. Seine blutstillende Wirkung war schon früh bekannt und der Schleim mit dem der Samen an der Schuhsohle klebt ist vorzüglich gegen Erkältung geeignet.

    So werden viele der Pflanzen entlang des Wanderweges gefunden und erklärt. Mit dem Salzgehalt haben es die Pflanzen schwer, jedoch ist der Nährstoffreichtum des Kleibodens beachtlich. Warum das so ist kann ich an einigen Bodenmerkmalen schnell erklären. Der Kleiboden kann mit viel Wasser aufquellen und dann wertvolle Düngerstoffe lösen und speichern. Die Belüftung der Wurzeln ist so gut, dass sich oft sichtbares Eisenoxid bildet.

    Vor den großen Eindeichungen wurden hier gute Erträge im Gerstenanbau erwirtschaftet. Eine neue Kultur-Pflanze, die mit Graupen und Bier unseren Norddeutschen Speisenzettel noch heute bereichert.

    Nach dem Bau der Seedeiche hat die Salzwiese noch eine andere mehr materielle Wertigkeit bekommen, sie schützt den Seedeich bei Sturmflut vor Wellenschlag. Ohne sie müsste der Deich mindestens einen Meter höher gebaut werden, und der Wert lässt sich heute in Euro ausrechnen.

    Die Kosten für die erste Exkursion hat die Raiffeisenbank Butjadingen übernommen, vielen Dank dafür.


    Tamara Döbele hat die essbaren Pflanzen zusammengestellt:

    Essbare Pflanzen der Salzwiesen

    Wermut (Artemisia maritima)

    Die Pflanze als Würze zu diversen Speisen.
    Im Juli zu Schnaps.

    Aster (Aster tripolium)

    Die jungen zarten Blätter von April bis Juni zu Salaten und zu Gemüsegerichten. Die Blüten sind unmittelbar nach dem Blühen auch essbar.
    Wurde unter dem Namen "Suddeck" als Gemüse verwendet und wird vereinzelt noch heute in Südholland gegessen.

    Löffelkraut (Cochlearia anglica)

    Die scharfen und vitaminreichen Blätter von April bis Mai zu Salaten. Die ausgepressten Samen von August bis September zu einem heilkräftigen Frischsaft/Gemüsesaft (Löffelkrautgeist).
    Löffelkraut enthält sehr viel Vitamin C und wurde deshalb auf Segelschiffen, wo Frischgemüse völlig fehlte, eingesalzen als Schutz gegen die Vitaminmangelkrankheit Skorbut eingesetzt. Gegen Mandelentzündung hilft 3x täglich ein Teelöffel frischer Presssaft. Zum Gurgeln werden Kraut oder Samen in Schnaps angesetzt, bei Nierenleiden soll Löffelkrautwein helfen.

    Wegerich (Plantago maritima)

    Die fein gehackten jungen Blätter von März bis August roh zu Salaten oder zu Mischgemüse. Die Blütenknospen von Mai bis Juni zu eingelegtem Gemüse.
    Die Samen von Juli bis September zu Speiseöl.

    Queller (Salicornia europaea)

    Die Triebe von April bis August zu Salaten, zu Kochgemüse oder zu Spinat. Die Triebspitzen von April bis August zu falschen Kapern.
    Die Samen von September bis Oktober zu Mehl oder sauer eingelegt.

    Stranddreizack (Triglochin maritimum)

    Die ganze Pflanze (nur die Keimlinge nicht) in kleinen Mengen von Mai bis Juli zu Spinat, zu Kräuter- /Gemüsesuppen oder zu gedünstetem Gemüse. Der Geruch verliert sich durch das Kochen! Die Samen von August bis September zur Sodagewinnung, als Würze zu allerlei Speisen und geröstet zu Kaffee.
    Vorsicht! Die ganze Pflanze, vor allem die Keimlinge, enthalten geringe, wechselnde Mengen Blausäure. Blausäure entweicht beim Kochen ohne Deckel (Siedepunkt 26°C).
    Die gerösteten Früchtchen wurden schon von den Indianern Nordamerikas als Nahrungsmittel verwendet.

    Strandsode (Suaeda maritima)

    Kann als Frischgemüse gegessen werden. Schmeckt allerdings nicht so gut wie Queller und Strandaster und enthält etwas schleimiges Pektin.


    Verwendung in den Monaten:


    Von Tamara ist auch folgende Zusammenstellung der:

    Salzstrategien - Anpassung an eine erhöhte Salzkonzentration

    Bei den Pflanzen der Salzwiesen sind verschiedene Methoden bekannt, mit denen die Pflanzen einem erhöhten Angebot an Salz begegnen. Zu hohe Salzkonzentrationen in den Zellen wirken giftig, daher ist es notwendig Strategien anzuwenden, die dies verhindern.

    Schlickgras (Spartina anglica) und Strandflieder (Limonium vulgare) besitzen spezielle Drüsen, die zur Salzausscheidung dienen. Aktiv wird das Salz von den Pflanzen in diese Drüsen gepumpt, um dann an der Oberfläche abgesondert zu werden. Dieser Vorgang erfordert viel Energie und wird daher nur durchgeführt, wenn die Salzkonzentration im Gewebe zu hoch ist.

    Der Queller (Salicornia europara) muss, um aus dem salzigen Schlick Wasser aufnehmen zu können Salz und andere Ionen in seinen Zellen einlagern. Da er aber fortwährend weiteres Salz aufnimmt und sich so die Salzkonzentration stetig erhöht, verdünnt er das Salz in den Zellen mit Wasser. Die Konzentration bleibt so in einem ungiftigen Bereich und das eingelagerte Wasser verleiht dem Queller sein typisch fleischiges Aussehen.

    Der Stranddreizack (Triglochin maritimum) senkt den Wasserverlust durch schmale, dickfleischige Blätter, so muss er weniger salzhaltiges Wasser aufnehmen. Das aufgenommene Salz jedoch speichert er in den Vakuolen seiner Zellen, wo die Giftigkeit des Salzes von einer Aminosäure namens Prolin herabgesetzt wird.
    Der Stranddreizack entledigt sich dem Salz, indem er, wie das Löffelkraut (Cochlearia anglica), alte, salzhaltige Blätter abwirft.

    Auch das Ausbilden von feinen Härchen, wie sie der Wermut (Artemisia maritima) besitzt, verringert die Verdunstung und somit die Aufnahme von Salzwasser.

    Beim Andelgras (Pucinellia maritima) wird das Salz erst gar nicht in die Pflanze aufgenommen. Schon in der Wurzel wird es zurückgehalten, indem die wasserabweisenden Zellwände ein Durchdringen nur an bestimmten Durchlasszellen ermöglichen. Die Pflanze kann so kontrollieren welche Stoffe aufgenommen werden und welche nicht. Der osmotische Sog, der für die Wasseraufnahme notwendig ist, wird durch einen hohen Gehalt an löslichen Zuckern erzeugt.


    Das Salzstangenvorkommen auf der Salzwiese

    bei Beckmannsfeld am Jadebusen ist hier auf den drei Fotos zu sehen.
    Die Salzstangen werden auch Binnendeichs angebaut, deswegen ist der originale Bestand nicht gefährdet. Hier sehen wir die Urform der Salzstangen, die in der für den Salz-Lebensraum typischen Dickstieligen Spezies.

    Für den meschlichen Verzehr ist diese Variante geeignet, besondere Heilwirkungen entfalten sich aber wohl nur bei gleichzeitigem Geburtstagfeiern oder bei Vollmond.

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