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    Unfälle mit Chemikalien.

    Beispiel eines Archives mit 42 Fällen aus den Jahren 1984-1985
    Vorgestellt im Heft des LehrerService CHEMIKALIEN Heft 24 /August 1985

    Heutzutage gibt es im Internet gute Sammlungen von Schadensberichten. Zum Beispiel vom : Forum für Arbeitsschutz und Umweltzrecht
    Sonst per Suchmaschinen: Chemieunfälle, Gefahrgut / Gefahrstoff - Unfälle etc.

    Diese Sammlung soll eine Anregung sein, selbst die Tageszeitungen und Zeitschriften gut zu lesen und sich ein eigenes Archiv zu Gefahrstoffunfällen anzulegen.
    Neben allem Lernen in der Ausbildung und neben dem eigenen chemischen Alltag ist dies der dritte Schwerpunkt unserer Informationsquellen. Eigene Erfahrung, die Erfahrung von KollegInnen und Berichte von anderen Vorfällen sind eine sehr wichtige Möglichkeit der ständigen Fortbildung.

    1. Säureunfall
    Ein Überholmanöver und ein Fahrfehler beim Spurwechsel waren die Ursache, der sich am 07.08.1984 auf der Autobahn zwischen Bruchsal und Kronau ereignete. Zwei PKW stießen zusammen. Der eine PKW kam von der Autobahn ab und der andere stieß mit einem Tankfahrzeug, das Abfallschwefelsäure der Klasse 8, Ziffer 1d, UN-Nr. 1832, Gefahrnr. Lit. Anhang B.5: 88, geladen hatte, zusammen. Dabei verkeilte sich der Wagen in der Lenkung des Lastzuges, wodurch dieser schleuderte. Das Führerhaus rutschte nach links auf die Mittelplanke und stürzte um. Der Auflieger durchbrach die rechte Leitplanke und stürzte auf der Böschung um. Die vordere Kammer des Tanks schlug bei dem Umfall leck. Von den 7.500 l Inhalt flossen und rd. 6.000 l aus, die zweite Kammer mit ebenfalls 7.500 l blieb dicht. Schon Sekunden nach dem Unfall reagierte die ausgelaufene Säure heftig mit dem Material der Fahrbahndecke, dem Erdreich und dem Regenwasser. Eine über 100 m hohe Dampfwolke war schon aus mehreren Kilometern Entfernung zu sehen und warnte nachfolgende Autofahrer. In kürzester Zeit färbte sich die Fahrbahndecke dort rot, wo Säure hingelaufen war, das Erdreich verband sich mit der Flüssigkeit zu einem roten Schlamm, und selbst die Säureschutzanzüge der Feuerwehr wurden später angegriffen, was auf die Verunreinigung der Flüssigkeit zurückgeführt wurde. Die Gefährlichkeit der Lage - Schwefelsäure kann in bestimmten Konzentrationen "spritzend aufkochen", wenn Wasser hinzutritt - war schnell bekannt, weil der Tankfahrzeugführer trotz seiner Verletzungen der Autobahnpolizei sofort das Unfallmerkblatt übergab. Daraufhin wurde die Unfallstelle weiträumig abgesperrt, die Sperrung dauerte mehrere Stunden. An der Bergung des Sattelaufliegers beteiligen sich die Bruchsaler Landesfeuerwehrschule sowie im Rahmen des Transport-Unfall- und Informationssystems (TUIS) auch die Werkstattfeuerwehr der Firma BASF in Ludwigshafen. In einer 6-stündigen Aktion wurde der Rest der im Tank befindlichen Säure umgepumpt. Später wurden rd. 6000 m³ Erdreich abgegraben und zu einer Sondermülldeponie gebracht. Der Sachschaden an den Fahrzeugen wird auf 150.000 DM geschätzt. Für die Beseitigung anderer Folgekosten dürften sich u.U. bis zu 1 Mio. DM addieren.

    2. Salpetersäure
    Beim Umfüllen von 53%iger Salpetersäure (IMDG-Code, Kl. , UN-Nr. 2031) von einem Spezialtankfahrzeug in die Lagerbehälter der Hessischen Industriemüll GmbH (HIM) lief am 27.02.1984 Säure durch eine Undichtigkeit des Tanks aus. Dem Fahrer des Tankfahrzeugs war bereits beim Laden der 1.800 l Säure ein Leck aufgefallen, trotzdem aber damit zur HIM gefahren. Die Berufsfeuerwehr Kassel gab Giftgasalarm. Die ausgelaufene Säure bildete Dampfwolken, welche die Umgebung der HIM gefährdeten. Der Fahrer des Tankfahrzeugs und drei Polizeibeamte, die Kontakt mit der Säure hatten, mussten sich ärztlich auf Verätzungen untersuchen lassen. Die im Tank verbliebene Menge wurde mit Wasser verdünnt und in die Lagerbehälter der HIM gefüllt. Die Polizei schaltete Gewerbeaufsicht, Ordnungsamt und die Umweltschutzgruppe ein, da feststand, dass das Fahrzeug für den Transport von Salpetersäure nicht zugelassen war. Das Fahrzeug wurde sichergestellt und wird vom TÜV untersucht werden. Es wird ermittelt wegen schwerer Gefährdung durch Freisetzung von Giften.

    3. Tankzug mit Schwefelsäure verunglückt (USA)
    Am Morgen des 27.12.1984 verunglückte ein mit 20 t Schwefelsäure (IMDG-Code, Kl. 8, UN-Nr. 1830) beladener Tank-Truck auf der Fernstraße 27 fünf Meilen südlich von Palmdale, Florida, USA. Ein Vorderreifen des Trucks platzte, das Fahrzeug schlidderte quer über den Straßenrand und stürzte -stark abgebremst - um. Durch ein leckgeschlagenes Ventil entwichen geringe Mengen der Säure. Die alarmierte Feuerwehr verfügte nicht über entsprechende Neutralisierungsmittel und konnte von Glück sagen, dass zufällig ein LKW mit 28 t Kalk vorbeikam. Er wurde gestoppt und dessen Ladung zum Abstreuen der ausgelaufenen Säure benutzt. Vorsorglich wurden Erdwälle um den Tankzug herum aufgeschüttet. Der Fahrer kam mit einigen Knochenbrüchen davon.

    4. Flusssäure ausgelaufen
    Mitte Januar 1985 wurde auf dem Gelände des Hanauer Hauptbahnhofes festgestellt, dass aus einem Güterwagen ca. 50 l Flusssäure (IMDG-Code, Kl. 8, U.N.-Nr. 1790) ausgelaufen waren. Nach der sofortigen Verschiebung des Waggons an eine Rampe wurde die Ladung untersucht.. Es sieht so aus, als ob zwei 30-l-Flaschen auf Paletten zustehen kamen, aus denen Nägel herausragten, die dann die Behälter perforierten. Weitere 165 Flaschen der Sendung waren unbeschädigt.

    5. Salzsäuretank geplatzt
    Während des Befüllens eines Salzsäuretanks einer Fabrik in Hamburg-Hammerbrook durch einen Tankwagen barst der Tank und 20.000 l Salzsäure traten aus. Glücklicherweise lief die Säure in ein Auffangbecken. Nur 50 l gerieten auf die Straße, wurden aber mit viel Wasser unschädlich gemacht. Zum Bersten des Tanks kam es den Vernehmen nach dadurch, dass die Entlüftungsleitungen durch Eispfropfen verstopft waren.

    6. Tank falsch befüllt
    Auf dem Gelände einer chemischen Fabrik in Nürnberg wurde am 31.12.1983 ein Bahnkesselwagen versehentlich derart befüllt, dass Schwefel- und Salpetersäure in der gleichen Kammer zusammenkamen. Bei einer spontan einsetzenden Reaktion, durch die Nitriersäure entstand, wurde Wärme freigesetzt und die Tankkesselwandung zugelassen bis 3 bar, barst. Durch die austretenden Dämpfe mussten 16 Personen mit Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die Feuerwehr hielt mit viel Wasser die Dämpfe nieder und kühle den Kesselwagen.

    7. Säuren gemischt
    Durch das versehentliche Mischen von Salpetersäure, Phosphorsäure und Wasser entstand am 09.08.1984 auf dem Gelände einer chemischen Fabrik bei Feldkirchen eine Wolke nitroser Gase. 28 Personen mussten zur Behandlung bzw. Beobachtung in Krankenhäuser eingeliefert werden. Die Gaswolke löste sich nach ungefähr 20 Minuten wieder auf.

    8. Säure im Handgepäck
    Eine Flasche mit entzündlicher Säure hat sich offenbar im Handgepäck eines Fluggastes eines französischen Jumbo-Jets befunden, der am 18.01.1984 in Pakistan notlanden musste. Grund dafür war das explosionsartige Austreten der Säure, die sich entzündete. Es liegen aber noch keine näheren Informationen über die Umstände vor.

    9. Radioaktivität (GB)
    Eine von der britischen Regierung eingesetzten Untersuchungskommission hat kürzlich bestätigt, dass die Krebshäufigkeit bei Kindern in der näheren Umgebung der Wiederaufbereitungsanlage für Kernbrennstoffe in Sellafield (Windscale) im Vergleich zum restlichen Königreich auffallend größer sei. Wenige Tage nach dieser Feststellung erhob der oberste britische Staatsanwalt gegen die Betreiber der Anlage Anklage wegen Verseuchung von Badestränden an der Nordwestküste Englands. Die Irische Regierung hatte bereits offiziellen Protest gegen die fortgesetzte Einleitung radioaktiven Abfalls in die Irische See in London eingelegt.

    10. Radioaktivität (MA)
    Ein Arbeiter eines nicht bezeichneten marokkanischen Unternehmens, der ein stark radioaktives Metallteil mit nach Hause genommen hatte, verstarb Anfang Juli 1984 mitsamt seiner sechsköpfigen Familie. 20 Menschen aus der Nachbarschaft der Familie sind stark strahlungsgeschädigt und 2 von ihnen wurden zur ärztlichen Behandlung ins Ausland gebracht.

    11. Uranhexafluorid
    Anfang Juli 1984 strömte aus einer undichten Leitung im Atomforschungszentrum Lukas Heights (AUS) leicht radioaktives Uranhexafluoridgas aus. Uranhexafluorid wird zur Gaszentrifugal- oder Düsentrennung des im Natururan enthaltenen U235 vom U238 benutzt.

    12. Explosion in KKW (E)
    Am 28.01.1984 ereignete sich im Turbinenhaus des Kernkraftwerkes Asco I in der spanischen Provinz Tarragona durch die Entzündung von ausgetretenem Wasserstoff eine heftige Explosion, bei der zwei Arbeiter leicht verletzt wurden. Bereits wenige Stunden vor dem Vorfall hatte sich das System selbst abgeschaltet, doch die Techniker hatten keinen Fehler finden können. Kurz nach dem neuerlichen Herauffahren der Anlage kam es dann zur Detonation. Der 930 ME-Reaktor wurde vorerst stillgelegt.

    13. Kobalt auf dem Schrott
    Eine radioaktive Kobalt-Kanone, die für medizinische Bestrahlung verwendet wurde, ist in Mexiko versehentlich auf dem Schrott gelandet. Der strahlensichere Lagerungsbehälter wurde aufgebrochen und die ca. 6.000 Stück Kobalt-60-Stäbchen mit anderem Altmetall vermischt. In zwei verschiedenen Stahlschmelzen wurde daraus Baustahl, Eisensockel und Tischbeine hergestellt, die zum großen Teil in die USA geliefert wurden. Nur durch einen Zufall wurde der schwere Zwischenfall mit radioaktivem Material aufgedeckt. Eine automatische Strahlenmessstation im Atomforschungszentrum Los Alamos gab Alarm, als ein mit radioaktiv strahlendem Baustahl beladener LKW vorbeifuhr. Inzwischen mussten in Arizona bereits aus vier Bauten verseuchte Materialien herausgerissen und in 27 Bundesstaaten radioaktive Tischbeine entfernt werden.

    14. KKW lahmgelegt (USA)
    Riesige Quallenschwärme verstopften am 30.08.1984 die Wasserfilter des Kühlsystems an zwei Kernkraftwerken bei St. Lucif, Florida. Da nicht mehr genügend Kühlwasser gefördert werden konnte, mussten die Reaktoren abgeschaltet werden.

    15. Feuer in Kalkar
    Wenig vertrauenerweckend verlief die portionsweise Informierung von Aufsichtsbehörde und Öffentlichkeit über einen Natriumbrand in dem kurz vor der 1. Betriebsgenehmigung stehenden "Schnellen Brüter" in Kalkar. Zuerst hatte die Schnelle-Brüter-Kernkraftwerksgesellschaft (SBK) über den Vorfall vom 22.11.1984 verlauten lassen, es habe sich um einen Dachpappenbrand gehandelt. Später hieß es, dass einige "Natriumpartikelchen" entwichen seien. Der nordrhein-westphälische Arbeitsminister Farthmann bestätigte jedoch im wesentlichen Informationen der Grünen, dass tatsächlich zwischen 50 und 150 kg Natrium aus dem Sicherheitssystem des Brutreaktors entwichen seien und sich entzündet hatten. Natrium wird in diesem Reaktortyp als Kühl- bzw. Wärmeleitmittel verwendet.

    16. Dioxin-Unfall bestätigt
    Ein Kleinaktionär der BASF bewirkte auf der Jahreshauptversammlung des Unternehmens die Bestätigung des Arbeitsdirektors, dass sich vor 30 Jahren ein folgenschwerer Unfall mit Dioxin im Ludwigshafener Werk ereignet hat. Am 17.11.1953 war es bei der unter Druck arbeitenden Trichlorphenol-Produktion zu einer unplanmäßigen Zersetzung gekommen, wobei sich TCDD bildete. Der entstandene Überdruck war über ein Sicherheitsventil entwichen, wodurch vier Räume kontaminiert wurden. 79 Mitarbeiter waren direkt betroffen. Damals war das TCDD noch nicht bekannt. Es konnte erst 1957 isoliert werden und als gefährliche Substanz erkannt werden.

    17. Mehr PCB
    Entgegen der Annahme, durch die seit 1981 eingeschränkte Produktion polychlorierter Biphenyle (PCB) und die entgültige Einstellung der Produktion durch den Hersteller Bayer AG sei die Anwendung von PCB in der Bundesrepublik reduziert worden, liegt der Verbrauch nicht nur gleich hoch, sondern ist in der gleichen Zeit sogar angestiegen. Das offenbarte die Antwort der Bundesregierung auf eine große Anfrage der Grünen im Bundestag. Die Nachfrage des bundesdeutschen Bergbaus an PCB für Hydrauliköl im Untertagebau liegt derzeit bei1.000 t p/a und wird aus Importen gedeckt. Das bedeutet, dass mit dem freiwilligen Verzicht der deutschen chemischen Industrie auf die Produktion des schwer zu entsorgenden PCB eine Marktlücke für ausländische Anbieter geschaffen wurde. Die Entsorgungsprobleme jedoch bleiben im Lande. Offenbar kann hier tatsächlich nur ein Anwendungsverbot Abhilfe schaffen.

    18. Methylisocyanat (USA)
    Eine Untersuchung der US-Umweltbehörde EPA hat Ende Januar 1985 aufgedeckt, dass im Werk der Union Carbide in West Virginia insgesamt 83mal in den vergangenen 5 Jahren Methylisocyanat (MIC) bei Pannen ausgetreten ist. Zumeist habe es sich um kleine Mengen gehandelt, jedoch habe die Menge bei einem Vorfall am 01.01.1984 3.200 l betragen. In 22 Fällen sei gleichzeitig Phosgen entwichen. Diese Erkenntnisse wiegen ums so schwerer, als die Unternehmensleitung bereits kurz nach dem Eintritt des Bhopal-Desasters (Gefährliche Ladung 1/85, S. 9 ff) jede Verantwortung ablehnte und die Ursache des Unglücks auf den "indischen Verhältnissen" zu gründen suchte. Inzwischen sind dem Bezirksgericht Manhattan, N.Y., 18 Klagen gegen Union Carbide zur Verhandlung übertragen worden, in denen es um Schadensersatzansprüche in Höhe mehrerer Millionen geht.

    19. Insektizid verdampft (USA)
    Aus einem Sicherheitsventil an einem 3.000 l-Tank sind am 07.10.1984 in einer chemischen Fabrik in New Jersey etwa 80 l eines Insektizids entwichen, nachdem der Tank, dem Vernehmen nach, überhitzt worden war. Die Chemikalie entwickelte gelbe Dämpfe, die längere Zeit als Wolke über dem Areal lag, bis sie sich auflöste.

    20. Stilllegung wegen Dioxin
    Nach jahrelangen Protesten von Bürger-Initiativen und Umweltschützern gegen das Hamburger Chemieunternehmen C.H. Boehringer Sohn (Ingelheim) gab die Hamburger Umweltbehörde ihre bisherige Position auf, den Mess- und Analysewerten des Chemiewerkes blindlings Glauben zu schenken. In den Zersetzerrückständen aus der HCH- (Hexachlorcyclohexan) Produktion wurden zwischen 250 und 500 mg/kg 2,3,7,8-TCDD und zwischen 5.000 und 24.800 mg/kg Gesamt-TCDD gefunden. Aufgrund dieser Ergebnisse untersagte die Umweltbehörde der Fa. Boehringer den Transport des Abfalls. Die bisherige Transportgenehmigung erfasste nicht den Transport TCDD-haltiger Abfälle.
    Des weiteren wurde dem Werk auferlegt,
    a) bis zum 18.06.1984 nachzuweisen, dass eine ordnungsgemäße Entsorgung der Abfälle sichergestellt sei,
    b) dass bis auf weiteres in der Abluft ein Grenzwert von1 picogramm/m³ (pico = 10-12), im Abwasser ein Grenzwert von 1 nanogramm/kg (nano = 10-9), nicht überschritten wird,
    c) darzulegen, wie die Sicherheit der Produktionsanlage gewährleistet werden ist. Wegen der kurzen Fristsetzung und der derzeitigen Rechtslage bei Abfalltransporten war die Betriebsleitung nicht in der Lage, fristgerecht ein überzeugendes Konzept darzulegen, woraufhin die Firmenleitung in Ingelheim die Schließung des Werkes veranlasste. Auch eine aus Sicherheitsgründen durch das Werk für nötig gehaltene Aufarbeitung der Restbestände von Vor- und Zwischenprodukten unterliegt den erteilten Auflagen, von denen keine Ausnahme gewährt werden soll.
    Aus eigenem Antrieb machte Anfang Juli 1984 die Chemie Linz AG (A) eines ihrer Werke dicht, in dessen Produktionsabschnitt ebenfalls Dioxine angefallen waren. Noch immer stellt sich den Österreichern das Problem, wie sie rund 200 t dioxinhaltigen Abfall loswerden.

    21. Dinoseb (DK)
    Auf der Fahrt von North Shields (GB) nach Esbjerg (DK) verlor der dänische Frachter "Dana Optima" am 15.01.1984 bei schwerem Wetter unter anderem 80 Fässer mit dem hochgiftigen Herbizid Dinoseb (IMDG-Code, Kl. 6.1, UN-Nr. 2779). Die Metallfässer mit je 200 l Fassungsvermögen sanken in schätzungsweise 50 m Tiefe vor der dänischen Küste bei Blavand. Der Inhalt besteht aus vakuumverpacktem, 95 - 98 %igem Dinoseb, das als Grundstoff für zwei weitere Herbizide, Premilan und Herbasol, verwendet wird. Es wird befürchtet, dass mehrere Fässer beschädigt sein könnten. In Anwesenheit von Feuchtigkeit wirkt Dinoseb stark korrodierend, so dass in diesem Falle eine schnelle Durchrostung der Fässer und das Freiwerden des Giftes im Wasser gegeben wäre. Da jenes Seegebiet ertragreiche Fischgründe hat, ist besonders das dänische Umweltministerium um die Bergung der Fässer bemüht. Ein Versuch des dänischen Spezialschiffes "Gunnar Seidenfaden", die Fässer mit Sonar und Tauchern aufzuspüren, missglückte aufgrund anhaltend schlechten Wetters. Obgleich bislang keine Erkenntnisse über Toxizität von Dinoseb auf Fische vorliegen, muss mit verheerenden Auswirkungen gerechnet werden, da der LD50-Wert bei Ratten (orale Aufnahme) bei nur 58 ppm liegt.

    22. Unfall mit Chlorgas
    Aus einem Tankwagen, der am 14.11.1983 bei der Tierkörperverwertungsanstalt Jagel, Schleswig-Holstein, 500 l Schwefelsäure und 250 l Chlorbleichlauge anlieferte, pumpte man versehentlich beide Flüssigkeiten in den gleichen Tank. Durch die bei einer exothermen Reaktion entstandene Hitze entwich freigewordenes Chlorgas, das als gelbliche Wolke aufstieg, sich jedoch bald auflöste, ohne größeren Schaden anzurichten. Die Feuerwehr Schleswig und der kreiseigene ABC-Zug neutralisierten das Gemisch mit Natronlauge.

    23. Feuer in Kunststofffabrik
    In der Nacht vom 19./20.09.1984 brach in einer Kunststofffabrik in Rösrath bei Köln aus ungeklärter Ursache Feuer aus, dass nach Werksangaben Lagerbestände im Wert von 4. Mill. DM vernichtete. Die brennenden PVC-Produkte entwickelten Salzsäuredämpfe, die als große Wolke stundenlang über dem Gebet hing. Einige Anwohner klagten über Kopfschmerzen, Erbrechen und Atembeschwerden.

    24. Tamer Kiran (Tu)
    Am 01.06.1984 brach aus ungeklärter Ursache Feuer auf einem Frachter aus, der in Algeciras (E) 1.782 t Dimethylterephtalat (DMT/Kunststoffverarbeitung) in Säcken lud. An Bord befanden sich auch Düngemittel. Mehrere Löschboote versuchten vergeblich, die Flammen zu bekämpfen. Schließlich wurde das Schiff sich selbst überlassen. Nach zwei Tagen verlöschte das Feuer. Das Schiff brannte völlig aus.

    25. Brigitta Montanari (It)
    Der 1.297 BRT LPG-Tanker ging am 16.11.1984 bei starkem Sturm vor der Hafenstadt Sibenik (YU) unter. In den Drucktanks beförderte der Frachter 1.300 t Vinylchlorid (IMDG-Code, Kl. 2, UN-Nr. 1086). Behördenvertreter äußerten ihre Befürchtungen wegen einer Umweltkatastrophe. Die ist jedoch ausgeschlossen. Vinylchlorid ist nur geringfügig mischbar mit Wasser und schwerer als Luft und entwickelt bei der Verbrennung Chlorwasserstoffdämpfe. Die Wirkung auf Wasserorganismen ist bislang nicht bekannt.

    26. Dynamitfabrik explodiert
    Eine heftige Detonation in den Lagerbunkern eines der größten und ältesten Fabriken für Bergbau-Explosivstoffe - den Ensign Bickford Industries in Simsbury, Conn, (USA) - leitete eine umfangreiche Zerstörung des 243 ha Areals am 15.08,1984 ein. Die Bunker lagen in einem Waldgebiet, das dem Feuer Nahrung gab. Über mehrere Stunden stand ein riesiger Rauchpilz aus giftigen Gasen über dem Gebiet, das von der Polizei evakuiert und weiträumig abgesperrt wurde. Drei Angestellte des Unternehmens kamen ums Leben. Die Produktionsstätten wurden dank massiven Feuerwehreinsatzes nicht vom Feuer betroffen.

    27. Feuer in Chemiewerk (NZ)
    Am 21.12.1984 ereigneten sich mehrere Explosionen in dem Chemiewerk der Imperial Chemical Industries in Auckland. Das Unternehmen lagert u.a. große Bestände an Chemikalien und Herbiziden. Mehrere tausend Liter an chemischen Stoffen und Produkten verbrannten unter dichter Rauchbildung. Es gab nach ersten Informationen lediglich einen Verletzten. Das Feuer konnte nach 3 Stunden unter Kontrolle gebracht werden.

    28. Gaslager explodiert (MEX)
    Am Morgen des 19.11.1984 explodierte auf dem Gelände eines Gaslagers ein Tankfahrzeug, das gerade beladen wurde. In einer Serie von Explosionen wurden ca. 5 Mill. Liter Gas in Brand gesetzt. Das Gaslager befindet sich in einem ehemaligen Vorort von Mexiko-Stadt, der aber in den vergangenen Jahren durch die große Landflucht einen Teil des Slumgürtels der Stadt bildete. Allein in diesem Vorort lebten schätzungsweise 700.000 Menschen in unmittelbarer Nähe von Industriegebieten und Tanklagern. Offiziell wurde die Zahl der Toten mit 345 angegeben, die der Verletzten wird auf 1.500 geschätzt. 300.000 Menschen wurden aus dem Gebiet evakuiert, in dem das am schwersten vom Feuer betroffene völlig eingeäschert wurde.

    29. Chemikalien-Treibgut

    In den letzten Oktoberwochen 194 wurden im Bereich des Ärmelkanals größere Mengen Treibgut entdeckt, das von bisher nicht identifizierten Schiffen offenbar bei schwerem Wetter von Bord gewaschen wurde. Zwei Chemikalienfässer detonierten, als sie bei Portland, Dorset (GB), an die Küste geworfen wurden. 8 andere 45-gal-Fässer Methyl Ethyl Ketone (IMDG-Code, Kl. 3.2, UN-Nr. 1193) wurden unversehrt an der Küste von Dorset gefunden. Der französische Schlepper "Abeille Languedoc" fischte zwischen der normannischen Halbinsel Contentin und der britischen Kanalinsel Jersey 124 Fässer deutschen Ursprungs aus dem Meer. Sie enthalten dem Vernehmen nach Pentane, Petrolether, Methyl Ethyl Ketone und andere Stoffe. Diese Fässer wurden nach Cherbourg gebracht. In der britischen Lyme Bay wurden 12 blaue 50 l-Kunststoffbehälter mit roten Deckeln angespült. Die fast unleserlich gewordene Aufschrift in deutscher Sprache wies den Inhalt als "ätzendes Salz" hin.

    30. Explosion in Chemiewerk (GB)
    Am 18.12.1983 kam in einem Chemiewerk in Stallingborough (GB) zu einer Explosion, gefolgt von Feuer, wobei eine Person verletzt wurde. Es ist anzunehmen, dass die Explosion, durch die Entzündung von Wasserstoff-Gas ausgelöst wurde, hervorgerufen durch feuchtes Titantetrachlorid. (IMDG-Code, Kl. 8, UN-Nr. 1838)

    31. Methylbromid
    Am 17.08.1984 stürzte infolge überhöhter Geschwindigkeit ein Sattelschlepper nahe der jugoslawischen Grenze in der Südoststeiermark um, wobei die Ladung beschädigt wurde. Der Transport war auf dem Weg von Italien in die Türkei und hatte in 880 Kartons insgesamt 20.000 Behälter mit kaltverflüssigtem Methylbromid (IMDG-Code, Klasse 2, UN-Nr. 1062) geladen. Vier Personen, die dem verletzten LKW-Fahrer zu Hilfe geeilt waren, wurden zur Beobachtung in Krankenhäuser eingeliefert, da einige Behälter aufgebrochen waren.

    32. Aluminiumphosphid
    Am 09.07.1984 wurden an der dänischen Nordseeküste bei Lyngby über 800 Beutel mit Aluminiumphosphid (IMDG-Code, Kl. 4.3, UN-Nr. 1397) angeschwemmt. Das Pestizid, das den Markennamen "Detia" trägt, entwickelt mit Wasser oder feuchter Luft entzündlichen und giftigen Phosphorwasserstoff. Es unterliegt laut IMDG-Code der Verpackungsgruppe I, die hierfür keine wie auch immer gearteten Beutel zulässt. Es ist noch nicht bekannt, auf welche Weise das "Strandgut" in die See gekommen ist und ggf. von welchem Schiff.

    33. Natriumcyanid
    Am 14.06.1984 kenterte in der Mündung des Fly-Flusses auf Papua Neuguinea ein Leichter, der knapp 290 t Natriumcyanid (IMDG-Code, Kl. 6.1, UN-Nr. 1689) für das Goldbergwerk OK Tedi beförderte. Dabei fielen 15 der insgesamt 16 Container ins Meer. Mindestens ein Container brach dabei auf und ein Großteil der enthaltenen 180 Fässer E 100 kg gerieten direkt ins Meer. Davon sollen bereits einige aufrissen sein, denn Piloten von Beobachtungsflugzeugen machten schon große Mengen tot dahingetriebener Fische aus. Die restlichen Container treiben knapp unter der Wasseroberfläche, was ihre Ortung erschwert. Zudem herrschen im Flussmündungsgebiet vielfältige Strömungen, welche die Verteilung der Giftcontainer bis an die australische Küste ermöglichen würden. Am 04.07.1984 wurde durch Regierungserlass das Bergwerk OK Tedi vorübergehend stillgelegt, nachdem durch Ausfall einer Abwasseraufbereitungsanlage des Werkes am 19.08.1984 größere Mengen Cyanid in den Ok Ma Fluss eingeleitet worden waren. Dies hatte zu einem großen Sterben unter Fischen, Schildkröten und Krokodilen geführt.

    34. Natriumcyanid (F)
    Am 04.09.1984 stürzte in Lyon ein 38-t-LKW mit einer Ladung aus 50 Fässern mit insgesamt 22 t Natriumcyanid (IMDG-Code, Kl. 6.1, UN-Nr. 1689) um. Mehrere Behälter brachen auf, der Inhalt schüttete auf die Fahrbahn. Nach stundenlangen Aufräumungsarbeiten wurde gegen Mitternacht Entwarnung gegeben, kurz bevor ein Regenschauer niederging. Bei Berührung mit Feuchtigkeit entwickelt Natriumcyanid hochgiftige Blausäuredämpfe. Der Fahrer des LKW hatte verbotswidrig einen Tunnel benutzt, an dessen Ausfahrt sich die Zurrmittel der Ladung gelöst hatten.

    35. Öltagebücher geprüft
    Zum zweiten Mal im Jahre 1894 führte die Wasserschutzpolizei in Hamburg vom 2. bis 5. und vom 8. bis 12. Oktober ergänzend zu den Überprüfungen im täglichen Dienst einen Schwerpunkteinsatz "Kontrolle von Öltagebüchern auf Seeschiffen" durch. Innerhalb dieses Zeitraumes überprüfte die aus sieben Beamten bestehende Einsatztruppe insgesamt 40 Seeschiffe unter 26 Flaggen. Auf 25 Schiffen ergab sich dabei der Verdacht von Verstößen gegen Oilpol/Marpol-Bestimmungen und gegen § 324 StGB. Die Beamten schrieben 10 Strafanzeigen, 13 Ordnungswidrigkeitenanzeigen und 18 Berichte an die jeweiligen Flaggenstaaten. Eingeschaltete Fachbehörden ordneten in sieben Fällen Sicherheitsleistungen zwischen 500 und 6000 DM an. Auf drei Schiffen wurden erhebliche Mängel an Einrichtungen oder Ausrüstungen zur Verhinderung von Meeresverschmutzungen festgestellt. Hier ordnete die See-Berufsgenossenschaft in Zusammenarbeit mit den zuständigen Klassifikationsgesellschaften Reparaturarbeiten an, was bei zwei Schiffen einen Werftaufenthalt erforderlich machte. Sechs Schiffe hatten innerhalb der letzten sechs Monate vor der Kontrolle Ölschlamm bzw. Sludge zwischen 1 und 100 t nachweislich auf der Hohen See außenbords gepumpt. Ein Schiff steht unter Verdacht, in den letzten Jahren zwischen 0,25 und 0,5 t Sludge täglich in die See eingebracht zu haben.

    36. Alkohollager abgebrannt
    Vermutlich durch Schweißarbeiten wurde ein Großfeuer in einer Berliner Lagerhalle am 15.03.1984 ausgelöst, in der sich 15 Kessel mit jeweils 6.000 l Alkohol befanden. Zwei Personen kamen ums Leben, zwei wurden schwer verletzt. Der Schaden wird auf DM 500.000,- geschätzt.

    37. Reifendeponie brennt weiter
    Eine Reifendeponie nahe Winchester, Virginia, USA, brennt seit Ende Oktober und bedroht die Umwelt nicht nur durch Luftverschmutzung mit dicken schwarzem Rauch, sondern auch das Grundwasser durch auslaufendes Öl, welches sich bei dem Schwelbrand bildet und aus der Deponie heraussickert. Bisher konnte das Feuer weder gelöscht noch unter Kontrolle gebracht werden, da sich unter den hochgestapelten brennbaren Reifen eine stabile Schicht aus abgekühltem Gummi gebildet hat, die das Feuer praktisch vor dem Löschwasser schützt. Bisher sind auch Versuche, den Löschschaum durch Rohre in das Innere des Stapels zu sprühen, fehlgeschlagen, da die Temperatur im Inneren so groß ist, dass selbst Metallrohe schmelzen. Am 19. Dezember wurden schließlich alle Bemühungen aufgegeben, das Feuer zu löschen. Wie die lokalen Umweltbehörden mitteilen, sind während des Brandes in den beiden Monaten November und Dezember mehr als 2.500 m³ Öl aus der Reifenhalde ausgelaufen. Es wird vermutet, dass sich das Öl durch einen Pyrolysevorgang im Innern der brennenden Reifendeponie bildet und nur zu einem geringen Teil verbrennt. Anfangs betrug die herauslaufende Ölmenge etwa 800 l/min, wurde dann jedoch ständig geringer und betrug Ende Dezember noch 15 l/min. Die Behörden ließen zum Auffangen des Öles Erdwälle zusammenschieben, wobei verhindert wurde, dass das Öl in nahegelegene Bachläufe und Vorfluter gelangen konnte. Die Mittel wurden unter anderem dazu verwendet, eine Auffangwanne mit etwa 1000 m³ Inhalt in etwa 200 m Entfernung von der Deponie zu bauen, damit das heraussickernde Öl an der tiefsten Stelle gesammelt werden kann. Wie die lokalen Umweltbehörden berichteten, läuft das Öl aus der Deponie in das Becken, wo es mit Löschschaum abgedeckt wird, um jegliche Flammbildung zu unterbinden. Anschließend wird das Gemisch aus Öl, Schaum und Grundwasser mit Hochleistungspumpen der U.S. Coast Guard (USCG) in Tankwagen gepumpt, die es zum Recycling und zur Aufbereitung zu verschiedenen Firmen in Ohio und Pennsylvania transportieren. Von den Behörden muss in Kürze entschieden werden, ob es günstiger ist, die Verbrennung zu beschleunigen oder das Feuer von selbst ausbrennen zu lassen. Daneben werden die verschiedenen Methoden untersucht, um den Brand zu löschen. Falls die Entscheidung lautet, die Verbrennung und damit die Pyrolyse zu beschleunigen, wird das heraussickernde Öl wahrscheinlich die bestehende Auffangwanne zum Überlaufen bringen, so dass neue Auffangräume gebaut werden müssen. Für den Fall, dass das Feuer von selbst ausbrennt, rechnen die Behörden mit einem Zeitraum von einem halben Jahr bis zu zwei Jahren.

    38. Deponieglas
    Bei Erdarbeiten auf einer werkseigenen Deponie eines Darmstädter Chemieunternehmens wurden Anfang März 1984 mehrere Bauarbeiter durch austretende Gase so stark geschädigt, dass sie zum Teil wochenlang krankgeschrieben waren. Bei einer Abdeckung des rund 6.000 m² großen Deponiegeländes mit Lehm und Mutterboden war die Deckschicht durch ein Baufahrzeug aufgerissen worden, wodurch die Gase konzentriert austreten konnten. Für die Deponie bestand seit 1947 eine Genehmigung zur Ablagerung von organischen Substanzen, Kohlenwasserstoffverbindungen und anderen Produktionsrückständen. Die einlagernde Firma erkläre, es seien nur Sägespäne, Verpackungsmaterialien, Bauschutt und ähnliches deponiert worden, wogegen dem Regierungspräsidium Darmstadt ein wesentlich umfangreicheres Spektrum an eingelagerten Stoffen bekannt ist. Offensichtlich ist, dass es sich bei den Gasen nicht um einfache "Abdämpfe" handelt.

    39. Bahnunfall (GB)
    Der Geistesgegenwart zweier Bahnangestellte sowie der sicheren Konstruktion von Tankcontainern ist es zu verdanken, dass bei einem Bahnunglück am 01.05.1984 in Carlisle (GB) nur relativ geringer Sachschaden entstand. Ein Güterzug verlor an einer Steigung hinter dem Bahnhof von Carlisle 10 seiner 15 Wagen. Die abgekoppelten Wagen rollten mit etwa 100 km/h auf den Bahnhof zu. Die Situation erfassend, lenkten die beiden Eisenbahner den Zugteil auf ein Güterumgehungsgleis, wo der nun entgleiste Zug über 1,5 km hinweg die Gleise aufriss und Oberleitungen herunterriss. Schließlich stürzte ein Flat, beladen mit einem 20' Tankcontainer, von einer Brücke 6 m tief in den Caldew Fluss. Obwohl der Containerrahmen völlig demoliert war, konnten keine Beschädigungen des Tanks ausgemacht werden. Der Tank enthielt 20 t Motorfuel anti-knock compound (MFAKC), einem giftigen und entzündbaren Treibstoff-Antiklopf-Additiv (IMDG-Code, Kl. 6.1, UN-Nr. 1649). Ein weiterer, umgestürzter Wagen enthielt 32 t giftige Bleichmittel in 20 kg-Papiersäcken. Vorsorglich wurden dennoch angrenzende Wohngebiete evakuiert, bis die Aufräumungsarbeiten beendet waren.

    40. Lady Sarah (Pa)
    Das mit verschiedenen Chemikalien beladene 1.587 BRT Schiff meldete am 25.05.1984 Feuer im Laderaum vor der algerischen Küste. Es hatte in Antwerpen geladen und steuerte Algier an. Die elfköpfige Besatzung wurde von einem algerischen Hilfsschiff sicher an Land gebracht. Das Feuer war nicht unter Kontrolle zu bringen, das Schiff brannte völlig aus und wurde am 30.05.1984 auf Anweisung der Schifffahrtsbehörden versenkt.

    41. Natriumsilicofluorid
    Am 07.03.194 klagten sechs Hafenarbeiter in Hamburg beim Entladen eines Eisenbahnwaggons über Juckreiz und Brennen in den Augen. Sie wurden sofort zur Beobachtung ins Krankenhaus gebracht. Nach Ermittlungen der Polizei waren die Arbeiter damit beschäftigt gewesen, 500 Säcke mit Natriumsilicofluorid (IMDG-Code, Kl. 6.1, UN-Nr. 2674; Hommel Nr. 955) aus einer Sendung aus Polen zu entladen. Die Ladung sollte per Seeschiff nach Cristobal (PA) gehen. Es handelte sich um mehrlagige, wasserdichte Säcke, die den Vorschriften entsprachen und auch keine Beschädigungen aufwiesen. Zu den Beeinträchtigungen der Arbeiter war es durch Feinstaub der Chemikalien gekommen, der außen auf den Säcken haftete. Das Amt für den Arbeitsschutz ordnete an, dass die weitere Entladung mit entsprechender Schutzkleidung durchgeführt werde.

    42. Rangierunfall
    Beim Rangieren mehrerer mit nicht näher bezeichneten Giftstoffen beladener Wagons kam es am 10.07.1984 auf dem Nürnberger Rangierbahnhof zu einem schweren Zusammenstoß. Es bildete sich eine Gaswolke, die von der Feuerwehr mit Wassersprühstrahl bekämpft wurde. Drei Feuerwehrleute wurden verletzt.


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