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    SCHAFFT MEHR ÖKO-WERKSTÄTTEN ! ! ! !

    Autor: Wolfgang Meiners - Umweltstation Iffens
    die Zeichnungen sind von Silja Grothewold

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    blumenwerkzeug

    Zuerst erschienen in der Oldenburgischen "Ökomarkt-Zeitschrift" Sommer 1984

    Neues Heimwerken zuhause, oder ein Service, der die Natur repariert?

    Eine Ökowerkstatt ist nichts neues, es ist eher die Wiederentdeckung der ganz normalen alten Handwerker-Werkstatt in der Nachbarschaft. Einige solcher Betriebe gibt es noch auf den Dörfern oder auch in grösseren Städten wie Oldenburg. Wir können von der Struktur der kleinen Handwerksbetriebe lernen, und sie auf den Bereich Umwelt- und Naturschutz übertragen. Für die Umwelterziehung haben wir das seit 1978 in Iffens am Jadebusen ausprobiert und gelebt. Das Ergebnis ist eine Öko-Werkstatt, wie wir sie in Stadt und Land an vielen Stellen bräuchten.

    sägeblatt

    Nach dem Muster der Autowerkstatt

    Vergleichen wir die Ökowerkstatt mit einer Einrichtung, die wir alle (auch als Radfahrer) kennen und nutzen, mit der kleineren Autowerkstatt im Dorf. Sinn, Struktur und Funktion der beiden Werkstätten (Autowerkstatt und Ökowerkstatt) zeigt viele Parallelen.

    Einige Beispiele zeigen das:

    ----LehrerInnen können bei uns selbst kleinere Reparaturen, Ergänzungen oder Erneuerungen an eigenen pädagogischen Konzepten vornehmen. Wir haben dazu das richtige Werkzeug und ein "Ersatzteillager" mit vielen Ideen und Unterrichtsvorschlägen.

    ----Bei grossen (pädagogischen) Pannen ist für rettende Reparaturen auch fachkundige Hilfe da.

    ----GruppenleiterInnen können prüfen, wieviel Luft in ihrer Öffentlichkeitsarbeit oder Gruppenstimmung noch drin ist, - und gegebenenfalls nachpumpen.

    ----Eltern können neue "Ökopädagogische" Spiele ausprobieren, oder selbst entwerfen, bauen, spielen und verbessern.

    ----JournalistInnen oder PastorInnen können Kenntnisse im Umwelt- und Naturschutz durch eigene praktische Tätigkeit im Garten, mit Werkstoffen oder mit Tieren aufpolieren.

    ----UmweltaktivistInnen brauchen die Werkstatt oft als Spielraum, um der eigenen Kreativität freien lauf zu lassen. Das Werkstatt-Lager brauchen sie, wenn sie sich "leer" fühlen, dann können sie Mut und Ideen nachfüllen.

    ----Eine Werkstatt hat auch einen einfachen Abstellplatz, oder viele Nischen, in die für kurze Zeit etwas Zwischengelagert werden kann.

    schlüselblumen

    Wir brauchen in Öffentlichkeitsarbeit und Umwelterziehung regelmäßig Ruhe und Selbstbesinnung, und dies möglichst in der Nähe der Ökowerkstatt, denn Ruhe und Aktivität sollten zeitlich und räumlich nicht so stark getrennt werden. Viele konstruktive Ideen kommen in der Ruhe und erfordern einen schnellen spontanen Zugriff auf Aktivität in der Werkstatt.

    Die Werkstatt hat sehr oft viel mehr Werkzeug oder Wissen zur Verfügung, als zur Lösung eines einzelnen Problems erforderlich ist. Andererseits sind aber manchmal Probleme, die wir BürgerInnen und Öko-Aktive haben, so speziell, daß wir dabei notwendigerweise improvisieren müssen. Das ist in jeder Handwerker-Werkstatt so. Dabei ist die phantasievolle und kreative Improvisation und die Zusammenarbeit von "Kunde und Fachpersonal" besonders günstig. Naturfreundliche Problemlösungen werden so leichter gefunden.

    Stellung zwischen Natur und Museum

    Die Autowerkstatt ist nun weder eine Autofabrik, noch ein Automuseum, noch das Verkehrsgeschehen auf den Strassen. Ebenso ist die Ökowerkstatt weder die Natur selbst, noch ist sie ein Museum.

    zangenblumen

    Sie steht dazwischen:

    Die originale Natur und Umwelt ist ausserhalb der Ökowerkstatt, für jeden Menschen, dort wo er selbst lebt. Die Ökowerkstatt muß nicht eine eigene Übungs-Natur bauen, tut sie es, dann vergleichen wir den Stellenwert dieser Einrichtungen mit der Autowerkstatt: Der Schulgarten vieler Lernorte entspricht dem Verkehrsübungsplatz, die Müllsortierung vielleicht dem Bremsenprüfstand etc. Diese Einrichtungen sind Hilfen, um uns das Auto im Alltag sicherer und vertrauter zu machen. Diese Einrichtungen sind also dazu geeignet, um uns zum Beispiel auf der Autobahn sicherer zu machen. Eine Versuchs-Autobahn muß dazu nicht extra gebaut werden.

    Auch ist die Öko-werkstatt kein Museum. Das Werkzeug liegt herum, ist nicht beschriftet, der Fußboden ist nicht gefegt. Personen arbeiten, haben einen Plan und ein Ziel. Führungen für Seh-leute sind in Werkstätten die Ausnahme. Bei der Führung müssten alle Vorgänge gut erklärt werden, und die Gäste könnten zum anpacken aufgefordert werden, aber das stört die Arbeiten.

    Zum Anschauen haben wir gute Museen. Das gilt auch für Museen der Naturkunde oder andere Themen aus Natur und Umwelt.

    Wir brauchen die Ökowerkstätten als Brücke zwischen der Natur und den Museen.

    Mauerblümchen

    Mehr Ökowerkstätten schaffen

    Wir haben in der Gesellschaft noch Zugang zur originalen Natur, oder wir erleben Naturräume, die erheblich vom Menschen gestaltet worden sind. Auch Museen gibt es viele, wenn auch sicherlich nicht genug. Oft helfen wir uns mit Wanderausstellungen, bringen also das Museum zu den Leuten. So wie es mehr Handwerksbetriebe wie Handwerksmuseen geben sollte, so sollte es auch viele Ökowerkstätten geben, möglichst in unserer Nachbarschaft. Sie helfen uns, durch die Reparatur kaputter Verhaltensweisen oder Konsumgewohnheiten die Umwelt zu erhalten. Sie helfen uns kleine Schäden in unserem Leben mit der Natur frühzeitig zu beheben.

    Die Öko-werkstatt ist überall dort möglich, wo neben fachkundiger Beratung auch Werkzeug vorhanden und verfügbar ist: Spaten, Schraubenschlüssel, Bücher, Medien, Spiele, Plakatgestaltung, Denkhilfen, Planungshilfen, Messgeräte, Mikroskope, Bestimmungsliteratur, Dokumentationen usw... Jedenfalls sollte erfundenes Werkzeug nicht immer wieder neu erfunden werden, sondern es sollte in der Praxis angewendet werden.

    Weiterhin soll die Werkstatt solche Probleme im Umwelt- und Naturschutz lösen und solche Erfahrungen sammeln helfen, die auch gebraucht werden. Für Kunden und für die Fachfräfte ist es ein Lernprozess, die Ökowerkstatt richtig zu benutzen. Natürlich wäre es denkbar, daß ich in der Auto-Selbsthilfewerkstatt meine defekte Kaffeemaschine reparieren kann, aber weder ich, noch das Fachpersonal ist dabei besonders zufrieden.

    hammerkraut

    Wie richtet man eine Ökowerkstatt ein ?

    Für die Einrichtung und die Benutzung der Ökowerkstätten haben wir bereits einige Erfahrungen. Wir orientieren uns in Iffens dabei stark am Vorbild der klassischen Handwerks-Werkstätten. Wir möchten nun viele Umwelt-FreundInnen anregen, weiterte Ökowerkstätten einzurichten und die vorhandenen zu benutzen. Jede Werkstatt lebt vom und durch den Betrieb, nicht durch den Stillstand.

    Schafft also mehr solcher Häuser, Gärten, Teiche, Wallhecken, Solaranlagen, Spinnstuben, Küchen oder Bauernhöfe, - und benutzt sie für eure Öko-Probleme als Ökowerkstatt.

    Wir brauchen eine differenzierte Planung und eine grössere Vielfalt solcher Ökowerkstätten. Leicht lässt sich eine Ökowerkstatt in einer Jugendherberge, einem Bauernhof, einer Fabrik-kooperative, einem Schulzentrum oder in einer Heimvolkshochschule realisieren. Damit bei guten Absichten aber nicht statt einer Werstatt ein exemplarischer Werkzeugkasten entsteht, mit dem nur einige Modell-Reperaturen ausgeführt werden können, machen wir ein

    Angebot :

    Die konkrete Planung für eure Ökowerkstatt können wir übernehmen, oder euch dabei beraten. Wir machen detaillierte Konzepte über die Ausstattung und die Nutzung. Ziele, Zielgruppen,Themen, Instrumentatien und Methoden werden mit den AuftraggeberInnen gemeinsam formuliert und eine Starategie zur Realisierung der Ökowerkstatt wird entwickelt. Eine Schulung über den Umgang mit der Ökowerkstatt ist in der Umweltstation in Iffens möglich.


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